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Wolfener Kino Wolfener Kino: Lichter gehen aus in der Filmfabrik

Von ULF ROSTALSKY 06.11.2009, 17:45

WOLFEN/MZ. - Genau mit dem hat der seit 2006 in Wolfen praktisch als Alleinunterhalter agierende Waltenberger ein Problem. "Im Pachtvertrag steht, dass das Kino auf dem neuesten technischen Stand gebracht werden muss."

Dass es daran auch ein Jahr nach dem Kauf noch immer hapere, sieht der Pächter und Filmfan als das große Problem des Wolfener Kinos an. Nicht, dass das Ambiente das Wichtigste sei. "Nein, es geht einfach um die technischen Möglichkeiten."

Ralph Waltenberger sieht das Kino in Gänze und damit auch das Haus in der Fuhnestadt großer Konkurrenz ausgesetzt. "Es kann doch heute praktisch jeder Mensch Filme aus dem Internet herunterladen. Warum soll er dann ins Kino gehen?" Die Industrie, fügt er hinzu, habe auf den Trend reagiert und biete immer mehr Großproduktionen im 3-D-Format an. "So etwas musst du heute zeigen. Du musst es aber auch technisch können." Genau das ist der Punkt, an dem für den über Jahre als Kartenverkäufer, Imbissbetreiber, Platzanweiser und Filmvorführer in einer Person aktiv gewesenen Waltenberger in der Fuhnestadt die Säge klemmt.

Die Technik sei nicht da, damit die Kassenschlager und am Ende auch die Gäste nicht. Im herkömmlichen 2-D-Format mache die modern aufgestellte Konkurrenz in Dessau oder Halle den Kleinen das Leben auch nicht leichter. "Ja, die zahlenden Leute fehlten am Ende einfach." Das Aus der Wolfener Filmfabrik ist für den Filmfan Waltenberger offiziell noch ein vorübergehendes. Es fällt ihm auch schwer, endgültig loszulassen. Zu viel Kraft hat er ins Haus gesteckt und sogar mit Live-Musik zur Kneipennacht Besucher ins Kino zu locken versucht. Doch Pacht, Heizungs- und Stromkosten sowie die an die Filmverleiher zu zahlenden Anteile hätten längst die Grenze des Machbaren überschritten. "Du musst doch auch selbst leben können, ehrlich." Ralph Waltenberger spricht vom Einsatz für das Kino, das ihm ans Herz gewachsen sei. "Die letzten Jahre habe ich praktisch sieben Tage die Woche gearbeitet. Nur Heiligabend und Neujahr war für mich frei. Das geht einfach nicht mehr." Abschied von Wolfen und seinem Kino: Waltenberger spricht noch nicht vom endgültigen. Sein Verpächter sei erst einmal am Zug. "Er hat die Möglichkeit zu handeln."

Hätte des Kino modernste Technik und damit wieder ein Alleinstellungsmerkmal: der Filmfan hätte keine Probleme damit, das vorübergehende Aus als Betriebsferien anzusehen und den Neustart zu wagen. "Das Kino und meine treuen Kunden hätten es ganz einfach verdient."

Doch in seinen Worten schwingt auch ein gewisses Maß an Skepsis mit. Dem Verpächter könne er durchaus auch ein paar andere Interessenten vermitteln. Doch kein vorübergehendes Aus, doch ein Abschied für immer? Große Worte verliert der sich momentan im Rheinland aufhaltende Kino-Chef nicht mehr.