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Wolfener Chemiker Wolfener Chemiker von Chiroblock: 600.000 Euro teure Maschine erweitert schlagartig die Möglichkeiten

Von Ulf Rostalsky 04.09.2019, 11:42
Chiroblock-Chef Volker Wendisch begrüßt Besucher im neuen Technikum. Hier werden kreative Lösungen für große Unternehmen entwickelt.
Chiroblock-Chef Volker Wendisch begrüßt Besucher im neuen Technikum. Hier werden kreative Lösungen für große Unternehmen entwickelt. André Kehrer

Wolfen - Die Chemiker des Wolfener Unternehmens Chiroblock sind eher leise denn laut. Dennoch sorgen sie weltweit für viel Aufsehen - sind in Fachkreisen ein Begriff. So haben sie bereits im Auftrag eines Kosmetikherstellers das Molekül nachgebaut, das im Original in tropischen Pflanzen steckt und als Bestandteil von Cremes gegen Altersfalten hilft.

Sie steuerten außerdem Wissen für die Herstellung von Farbstoffen für organische Solarzellen bei. Die kommen nicht nur ohne Silizium aus. Sie sind auch flexibel einsetzbar und können nach Bedarf gebogen werden.

Jetzt bringen die Wolfener eine eierlegende Wollmilchsau ins Spiel. Die können sie gut gebrauchen. Auch wenn diese mit Kosten von gut 600.000 Euro zur finanziellen Herausforderung wird. „Sie passt zu uns“, sagt Volker Wendisch.

1999 als Start-up von Absolventen der Leipziger Uni gegründetes Unternehmen

Er ist neben Oliver Seidelmann Geschäftsführer von Chiroblock und voll das Lobes über die Neuanschaffung, die sich als multifunktionelle Technikumsanlage entpuppt. Einer Maschine mit der künftige Produktionsanlagem im Kleinen getestet werden können. Sie arbeitet mit Prozesstemperaturen von minus 90 bis plus 200 Grad Celsius und erlaubt, größere Mengen an Chemikalien herzustellen. Damit wird sie für Chiroblock zum Türöffner in eine neue Welt.

Das 1999 als Start-up von Absolventen der Leipziger Uni gegründete Unternehmen ist auf Forschung und Entwicklung spezialisiert. Es zeigt auf, wie bekannte Moleküle auf günstigerem Wege zu synthetisieren sind oder entwickelt völlig neue Substanzen, die große Unternehmen für die Herstellung neuer Produkte brauchen. „Es ist wie beim Hausbau. Da macht auch nicht jeder alles. Es gibt die Projektanten, die Handwerker und die Leute, die einziehen. Wir liefern Firmen der Chemie die Ideen, sind also die Planer“, erklärt Oliver Seidelmann den Ansatz von Chiroblock. Jetzt kommt mit dem Technikum ein weiteres Feld hinzu.

„Wir müssen unseren Auftraggebern beweisen, dass unsere gefundenen Ansätze nicht nur im Labor funktionieren. Das können wir mit dem Technikum, liefern künftig also mehr Produkt“, sagt der Chemiker. Kilo statt Gramm, heißt quasi das Motto dieses notwendigen Zwischenschritts zur Massenproduktion.

Chiroblock ist im sensiblen Bereich unterwegs, seine 22 Mitarbeiter sind wahre Geheimnisträger

Doch weitere Details oder gar Kundennamen bleiben geheim. Denn Chiroblock ist im sensiblen Bereich unterwegs, seine 22 Mitarbeiter sind wahre Geheimnisträger. Das müssen sie auch sein. Denn ihr Wissen erlaubt nicht nur, auf neuen Wegen zu neuen Produkten zu kommen und so im weltweiten Konkurrenzkampf zu punkten. Es hilft nicht selten auch, Prozesse zu optimieren und dadurch Geld zu sparen.

Dass die Wolfener davon profitieren, liegt auf der Hand. „Es gibt verschiedene Vergütungsmodelle“, so Seidelmann. Eine wäre die prozentuale Beteiligung am Produktionsplus oder der Ersparnis. Eine andere die direkte Bezahlung für die erbrachte Leistung.

Chiroblock ist weltweit unterwegs. Der Großteil der Kunden (30 Prozent) stammt aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie dem restlichen Europa (60 Prozent). Zehn Prozent sind in Amerika und Asien zu Hause. Die erwähnten farbigen organischen Solarzellen beispielsweise wurden in Singapur in die Überdachung von Radwegen eingebaut. (mz)

Detail der neuen, gut 600.000 Euro teuren Technikumsanlage
Detail der neuen, gut 600.000 Euro teuren Technikumsanlage
André Kehrer