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Wolfen-Nord Wolfen-Nord: Neue Chancen im Fuhnetal?

Von christine färber 13.02.2015, 12:27

Wolfen - Ingeborg Hennig steht auf Wolfen-Nord. Und Gudrun Jeßner auch. Und beide stehen sie auf den vierten Wohnkomplex (WK IV). Das hat seinen Grund: „Die Wohnungen sind geräumig, der Balkon für mich wichtig, das Umfeld ist begrünt und ohne Visavis. Hier wohnt es sich ruhig“ - so sieht es Gudrun Jeßner.

Doch viele sind da nicht mehr, mit denen sie darüber reden könnte. Die Abrissbagger haben in dem Areal, das noch 2000 als ein Zentrum von Wolfen-Nord galt und in das Millionen flossen, ganze Arbeit geleistet. Fast scheint es, als lebten die Leute dort jetzt auf einer Insel, auf der das Christophorushaus nicht nur den Mittelpunkt sondern einen Zufluchtsort bildet. „Man hat damals offenbar voll ausgeblendet, was demografisch abläuft“, sagt Sabine Bart, seit 2012 Chefin der Wohnungsgenossenschaft Wolfen - jetzt „Die Wolfener“. Und diesen Fehler, warnt sie, mache man nun im WK I.

Von ihrem Unternehmen sind derzeit noch 700 Wohnungen im Wohngebiet IV belegt. Wie lange noch? Sabine Barth hebt die Schultern und sagt: „Die Stadt hat das Areal als Rückbaugebiet definiert. Mehr muss ich nicht sagen. Was denken die Mieter? Ja, ich will nicht der Letzte sein.“ Doch nicht nur die Mieter werfen einen scheelen Blick auf die Situation. Auch die Banken. Dabei, sagt Barth, ist der Bestand dort schuldenfrei.

Doch: Wer kann Leerstand bezahlen? All die Kosten tragen, die die Aufrechterhaltung der Trinkwasser-, Elektro- und Fernwärmeversorgung für die dünn besiedelten Blöcke verschlingen, für Erhaltung, Renovierung oder Umbau? „Wir müssen uns wie die städtische Gesellschaft auch peu à peu hier zurückziehen“, so Barth. „Obwohl wir wissen, dass viele gern in unseren Wohnungen bleiben wollen - eben weil sie schön sind und gut liegen. Eigentlich wäre das das perfekte Wohngebiet für Familien mit Kindern. Schade.“

Dennoch: Es sind zu viele Wohnungen betroffen, vor allem in den oberen Etagen. Und das kann sich auch eine „Wolfener“, selbst wenn sie das größte Wohnungsunternehmen in Stadt und Kreis ist, nicht leisten. In Sandersdorf freilich, sagt Barth, löst man das Problem anders - mit Teilrückbau und Veränderung von Grundrissen. „Wir sehen ja, dass das ankommt. Da steht keine einzige Wohnung leer.“ Selbst wenn die „Wolfener“ das im WK IV anbieten würde, wäre es eine Luftnummer. Wer will schon dort leben, wo die Stadt Abriss propagiert, nach und nach die Häuser verschwinden? Versprechen könne sie keine mehr abgeben, dass alles bleibt, wie es ist, sagt Barth. Auch die Genossenschaft wird sich hier von Blöcken trennen. Den Schwerpunkt verlegt sie auf das Zentrum von Wolfen-Nord und auf das Fuhnetal. Dort sollen die Häuser aufgewertet werden - in der Hoffnung, die Mieter aus dem WK IV sehen da ihre neue Chance. „Es macht Spaß, wenn man was entwickeln kann und sieht, die Mieter freuen sich“, so Vorstand Sabine Barth.