Wolfen Wolfen: Flüchtlinge werden im BIG-Hotel untergebracht

Wolfen - Nachdem lange darüber spekuliert wurde, steht nun fest: Ein Teil des BIG-Hotels in Wolfen wird ab dem 1. Januar 2016 als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt. Bis zu 170 Menschen könnten dort untergebracht werden, sagt der zuständige Dezernent im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Bernhard Bödekker. Ein entsprechender Vertrag zwischen dem Landkreis und einer privaten Gesellschaft sei für eine Laufzeit von fünf Jahren geschlossen worden. Die Einrichtung in der Damaschkestraße teilt sich räumlich in das BIG-Reisehotel und das BIG-Gästehaus auf. Letzteres soll zur Unterbringung von Asylsuchenden genutzt werden. Die verantwortliche Messeblick Leipzig GmbH, die den gesamten Komplex erworben hat, äußerte sich am Donnerstag nicht zu Details.
Bereits seit August gab es Gerüchte über eine mögliche Flüchtlingseinrichtung in Wolfen. Das wurde von der Landkreisverwaltung aber nicht offiziell bestätigt. Landrat Uwe Schulze (CDU) meint dazu: „Bislang brauchte ich nicht auf diese Möglichkeit zurückgreifen, jetzt muss ich.“ Grund hierfür sei, dass sich die „Flüchtlingssituation dramatisch verschärft“ habe. Knapp 1 600 Asylbewerber müsse Anhalt-Bitterfeld bislang „menschenwürdig unterbringen“. Bis Ende des Jahres könnte ihre Zahl nach Schätzungen auf bis zu 2 200 steigen. Zwar setze man weiter auf die dezentrale Unterbringung, aber da der Wohnraum knapp werde, habe man sich unter anderem für das Hotel in Wolfen entschieden. „Denn wir wollen keine Zweckentfremdung von Turnhallen und auch keine Zeltstädte“, lautet die Begründung von Uwe Schulze.
Kritik am Landrat
Indes übt Wolfens Ortsbürgermeister André Krillwitz (Pro Wolfen) Kritik am Landrat: „Ich bin über die Art und Weise der Kommunikation entsetzt.“ Nur beiläufig sei man während einer Einwohnerversammlung am Mittwochabend in Bitterfeld über den Sachverhalt informiert worden. Dort hatte Schulze allgemein zum Thema Flüchtlinge gesprochen und dann gemeint: „Bei einem anhaltenden Zustrom müssen wir auf das BIG-Hotel zurückgreifen.“ Erst auf die Nachfrage von Krillwitz, wann das denn sein könne, nannte der Landrat den 1. Januar. „Ich wusste nichts davon und war völlig überrascht“, sagt der Ortsbürgermeister. „Hätte ich mich mit der ersten Aussage, also dass das Hotel irgendwann mal genutzt werden könnte, zufrieden gegeben, dann hätte niemand etwas genaueres erfahren.“ Auch die Verwaltung bestätigt, erst im Rahmen diese Veranstaltung über den konkreten Termin informiert worden zu sein. „Die Entscheidung ist also gefallen. Nun liegt es am Landkreis, diesen Einzug vorzubereiten und zu organisieren“, sagt die Oberbürgermeisterin von Bitterfeld-Wolfen, Petra Wust (parteilos). Man sei zuversichtlich, dass die verbleibenden Wochen zu intensiven Gesprächen zwischen allen Beteiligten genutzt werden. „In Bitterfeld-Wolfen gibt es bereits zahlreiche Initiativen, Vereine und Aktionen, die es Flüchtlingen ermöglichen, sich einzubringen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Sie alle sind jetzt gefragt.“
Aus der Sicht von Krillwitz ist es allerdings reichlich spät. „Es wäre sinnvoller gewesen, die politischen Gremien im Vorab zu informieren, denn es gibt viele offene Fragen.“ Das gehe auch den Bürgern so. Daher fordert er, dass schnellstmöglich eine Informationsveranstaltung stattfinden müsse. „Denn keiner weiß, was eine Unterkunft für viele Asylsuchende inmitten der Stadt mit sich bringen könnte. Ich kann mir vorstellen, dass es Konfliktpotenziale geben kann.“ Von daher hätte er eine dezentrale Unterbringung der Menschen bevorzugt. (mz)