Wo steht das Rathaus?
WOLFEN/MZ. - Schließlich ist es ein repräsentativer Platz, in dessen Zentrum das eindrucksvolle Gebäude 041 steht. Und das eben nicht irgendwo, sondern auf dem Areal der einstigen Filmfabrik. Heimatforscher Rainer Albrecht, der sich viel mit dem Thema Straßennamen in Wolfen beschäftigt hat, könnte sich gut vorstellen, dass dieser Platz einen Namen bekommt, der an die große Tradition des einstigen Filmstandortes erinnert. Er denkt da etwa an "Agfa-Orwo-Platz". "Indem die Funktion des repräsentativen Rundbaus dem Praktizieren von Bürgernähe dient, ist es zugleich Ort der Erinnerung an eine geschichtsträchtige Produktionsstätte, die über 100 Jahre hinweg zahlreiche innovative Fertigungen des 20. Jahrhunderts zuwege brachte", so Albrecht.
Freilich muss erst der Stadtrat darüber befinden, aber als einen Vorschlag könnte der Rat die Idee des Heimatforschers durchaus betrachten. Immerhin geht es darum, das Andenken daran zu bewahren, dass die Stadt eine große Tradition als Filmstadt hat und die Marken Agfa und Orwo einst weltweit bekannt waren. "Das liegt uns sehr am Herzen", bekräftigt Vorsitzende Claudia Simon das Anliegen des Vereins.
Das nächste Highlight in puncto Erinnern und Bewahren ist für sie der Tag des offenen Denkmals, der bundesweit jeweils am zweiten September-Sonntag stattfindet. Seit vielen Jahren richtet die Deutsche Stiftung Denkmalschutz diesen Tag aus, der zugleich ein Beitrag zur Rettung und Bewahrung des kulturellen Erbes ist.
Der Heimatverein Wolfen hat dieses Jahr die Wolfener Post in den Mittelpunkt gestellt, die 200 Jahre alt ist. In dieser Zeit sind Briefzustellung und Telegrafie wahrhaft revolutioniert worden. War früher die Post eines der bedeutendsten Ämter, hat sie heute längst nicht mehr diese Bedeutung. Nicht nur die Anzahl der Postämter und der öffentlichen Briefkästen ist reduziert worden, einen Telefonanschluss hat heute nahezu jeder Haushalt, ein Handy schon fast jedes Kind.
Die E-mail hat den klassischen Brief ersetzt, das Telegramm kennt man nur noch vom Hörensagen. Päckchenstationen tun ihr Übriges... Die gute alte Postkutsche ist ein Museumsstück. Und doch gehört die Post nach wie vor zum Alltag. Schon allein die stets prächtigen alten Post-Gebäude, die einst ihre Bedeutung unterstrichen, sind noch immer faszinierend. Das erste Postamt in Wolfen übrigens hat der Königliche Postmeister Traugott Kluge geleitet, es befand sich in der heutigen Leipziger Straße gegenüber dem Markt. In dem Haus befindet sich jetzt eine Firma für Sanitär- und Bad-Ausstattung.
Zusammen mit dem Briefmarken- und dem Keramikverein haben die Mitglieder eine thematische Ausstellung gestaltet, die am 13. September um 10 Uhr im Kulturhaus eröffnet wird. Anschließend wird die Wolfener Autorin Marion Lange eine ihrer Arbeiten vorstellen, umrahmt wird das Ganze musikalisch von Judith Hermann. Auch Führungen durch das Kulturhaus, in dem zur selben Zeit Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste in Berlin, und der Kunstverein Bitterfeld-Wolfen ausstellen, wird es geben. Wer will, kann einen Blick hinter die Kulissen werfen und sich die Bühnentechnik anschauen.