Wildschweinplage in Bitterfeld Wildschweinplage in Bitterfeld: Stadtjäger Harald Eisenmann im Interview

Bitterfeld - Bei der ersten revierübergreifenden Drückjagd im Goitzschewald sind am Samstagvormittag 24 Wildschweine, drei Rehe und drei Füchse erlegt worden. MZ-Redakteur Detmar Oppenkowski sprach mit Stadtjäger Harald Eisenmann darüber, was das für die Stadt Bitterfeld - wo die Schwarzkittel seit Monaten ihr Unwesen treiben - nun eigentlich bedeutet.
Wenn man so will, gibt es mit den Wald- und den Stadtschweinen mittlerweile zwei Klassen von Schwarzkitteln. Was hat die Drückjagd im Wald nun für die Bitterfelder Problematik gebracht?
Eisenmann: Es war die erste Aktion dieser Art. Wir haben damit einen Anfang gemacht und bekommen etwas Entlastung. Man darf nun aber nicht erwarten, dass das gleich riesengroße Auswirkungen auf den Stadtbereich haben wird und wir die Wildschweine nun ein für alle Mal los sind.
Das heißt: Die Schwarzkittel bleiben dauerhaft als ungebetene Gäste in der Stadt?
Eisenmann: Es handelt sich um einen jahrelangen Prozess, die Tiere aus Bitterfeld zu bekommen. Wegen der Nähe zwischen der Stadt und dem Wald wird man das Problem wahrscheinlich nie vollständig in den Griff bekommen. Aber wichtig ist, dass man regelmäßig etwas unternimmt.
Um es mal konkret zu machen: Auch am Walther-Rathenau-Gymnasium kommen und gehen die Wildschweine, wann sie wollen. Warum wird dieses Areal nicht konsequent bejagt?
Eisenmann: Es gibt nur wenige Stellen, wo alle Auflagen erfüllt werden, um schießen zu dürfen. Wir prüfen derzeit, ob das am Gymnasium überhaupt möglich ist.
Was können die Bitterfelder von sich aus machen, damit den Tieren die Stadtluft nicht länger zu Kopf steigt?
Eisenmann: Die Tiere kommen ja, weil sie hier ideale Bedingungen finden. Weggeworfener Müll oder nicht oder nur schlecht umfriedete Gärten gehören dazu. Es gibt auch Menschen, die den Schweinen trotz des grundsätzlichen Wildtierfütterungsverbotes etwas zu fressen geben. Ich denke, bei all diesen Punkten kann man ansetzen.
Neben den Wildschweinen wurden auch Rehe und Füchse bei der Drückjagd am Samstagmorgen im Goitzschewald erlegt. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld soll um Kontrollfüchse gebeten haben. Sie sollen nun auf Fuchsbandwurm und Tollwut untersucht werden.
In dieser Woche soll nun eine Auswertung der revierübergreifenden Jagd stattfinden. Dabei wird besprochen, was man beim nächsten Mal noch besser machen kann.
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Gibt es nach der Jagd nun Anhaltspunkte, wo die Tiere im Wald genau leben und wie viele es sind, so dass man ein Kataster erstellen kann?
Eisenmann: So eine Liste ist nicht geplant. Auch über die Anzahl gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Aber ich kann sagen, dass die Wildschweine nicht im angrenzenden Stadtwald, sondern tief im Goitzschewald leben.
Muss man - nachdem die Schwarzkittel dort aufgeschreckt wurden - nun vermehrt mit Rotten rechnen, die durch den Goitzschewald in Richtung Bitterfeld irren?
Eisenmann: Ich denke nicht. Wir haben in einem verhältnismäßig kleinen Bereich gejagt. Daher gehe ich davon aus, dass die Tiere in der Nacht wieder zu ihren Einständen zurückgekehrt sind.
Sie sagten: Es wurde ein Anfang gemacht. Werden die Drückjagden nun regelmäßig stattfinden?
Eisenmann: Wir werden so eine Jagd auf jeden Fall wiederholen, wissen aber noch nicht genau, wann es die nächste geben wird. Aber sicherlich nicht mehr in diesem Jahr. (mz)
