Wieder Orgeln aus Zörbig?
Zörbig/MZ. - Läuft alles nach Plan, wartet Zörbig Anfang Dezember mit einem musikalischen Paukenschlag der besonderen Art auf. Dann nämlich will der Rügener Orgelbaumeister Reinhard Wolter seine Werkstatt eröffnen - in der alten Rühlmannschen Orgelbauanstalt.
64 Jahre, nachdem in der Kleinstadt von Wilhelm Rühlmann das letzte der einzigartigen Instrumente gefertigt worden war, sei dies "ein erster Schritt zur Wiederbelebung großer Traditionen". Das jedenfalls glaubt Hans-Werner Trummel. Der Zörbiger Arzt hat einen besonderen Hang zur Geschichte der Region und meint, dass ein Mitteldeutsches Orgelzentrum mit Werkstätten, musealem Teil und Wissensvermittlung rund um die Instrumente der Entwicklung des Bitterfelder Landes große Impulse verleihen würde.
Doch Trummels Ideen sind es nicht allein, die die Wiederbelebung des Orgelbaus in Zörbig möglich machen. Eine große Rolle spielt auch der Zufall. Zwar kannte Reinhard Wolter durch seine Arbeit diverse Rühlmann-Orgeln im mitteldeutschen Raum, die Stadt Zörbig und die alte Manufaktur waren ihm aber weitgehend fremd. Die Restaurierung der jüngst wieder geweihten Zörbiger Orgel und Arbeiten am 100 Jahre alten Instrument in Spören brachten ihn jedoch häufiger in die Stadt und mit Trummel und Gleichgesinnten zusammen.
Auch wenn baulich in der alten Orgelbauanstalt vieles im Argen liegt, im Hauptgebäude Dach und Zwischendecken eingestürzt und auch die alten Werkstätten alles andere als gut erhalten sind, steht Wolter zu seinem Entschluss. Er will in Zörbig arbeiten, hat seine Werkstatt auf der Insel Rügen bereits aufgegeben. Neben geschäftlichen Gründen - derzeit hat er sehr viele Aufträge zur Orgelsanierung im mitteldeutschen Raum - sei es auch die Besonderheit des Ortes, die ihn reize, sagt Reinhard Wolter: "Letztlich ist das so, als würde ein Automechaniker die alte Werkstatt von Carl Benz beziehen."
Neben Idealismus brauchen Wolter, Trummel und Architekt Sascha Grünewald aber auch Geld, um auf gut 180 Quadratmetern Fläche bis Dezember eine Werkstatt entstehen zu lassen. Elektrik und Heizung müssen gebaut, der Fußboden und der Putz an den Wänden grundlegend erneuert werden. Mit dem Hauseigentümer sei man übereingekommen, Aufwendungen mit entstehenden Mietkosten zu verrechnen, bestätigt Hans-Werner Trummel.
Auch bei den Baugewerken sei das Ansinnen, einen ersten Schritt zu einem Orgelbauzentrum zu gehen, auf Zuspruch gestoßen. Auch deshalb, glaubt Trummel, weil die Handwerker wüssten, dass die Mitarbeit am Bau nicht verborgen bleibe. Denn zwei Fliegen könnten mit einer Klappe geschlagen werden: Handwerker sorgen dafür, dass Reinhard Wolter schnellstmöglich seine Werkstatt beziehen kann. Der wiederum trägt mit seiner Arbeit auch die Namen der an der Sanierung beteiligten Firmen in die Öffentlichkeit.