1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. "AfD-Hochburg in Sachsen-Anhalt": Wie Spiegel Online in Bitterfeld-Wolfen nach Fremdenhass sucht

"AfD-Hochburg in Sachsen-Anhalt" Wie Spiegel Online in Bitterfeld-Wolfen nach Fremdenhass sucht

Von Janine Gürtler 15.03.2016, 10:29
Ein Reporterteam von Spiegel Online war in Bitterfeld-Wolfen.
Ein Reporterteam von Spiegel Online war in Bitterfeld-Wolfen. Screenshot

Bitterfeld - Wenn das starke Abschneiden der AfD am Wahlsonntag die politische Landschaft in Sachsen-Anhalt erschüttert hat, dann ist Bitterfeld der Ort, an dem es am stärksten gerummst hat.

Hier hat die Partei landesweit ihr bestes Ergebnis eingefahren. Sie hat sich in beiden Wahlkreisen - Bitterfeld und Wolfen - das Direktmandat sichern können. In Bitterfeld hat die AfD zudem auch bei den Zweitstimmen alle anderen Parteien überholt und ist mit 31,9 Prozent stärkste Kraft geworden.

Genau dieser Umstand weckt auch das Interesse deutscher Medien: Ein Filmteam von Spiegel Online ist in die „schmutzigste Stadt Deutschlands“ gereist, um die Frage zu klären, warum die AfD gerade hier so stark punkten konnte. Antworten sucht die Reporterin bei den Menschen auf der Straße.  Und die sind - gelinde gesagt - erschreckend. „Warum muss ich mich von irgendwelchen Negern anbetteln lassen?“, fragt ein älterer Herr aufgebracht. Was geht mich das an, wenn der kein Geld hat und nichts zu fressen hat?“

Auf die Nachfrage der Reporterin, ob er denn generell gegen Flüchtlinge sei, antwortet er schlicht: „Ja.“ „Es ist nicht so, dass wir etwas direkt gegen Ausländer haben. Es geht darum, dass die meisten sich hier nicht mehr sicher fühlen“, sagt eine junge Frau vor einem Eiscafé.

Gefühl der Benachteiligung

Es ist das Gefühl der Benachteiligung, das Gefühl, von der Politik vergessen worden zu sein, das aus vielen Antworten herauszulesen ist. Die Befragten beklagen, dass die Flüchtlinge mehr Rechte hätten. „Die Migranten, die kommen rein und bekommen auf gut deutsch gesagt noch Begrüßungsgeld", wiederholt ein Mann das Gerücht, das sich hartnäckig in sozialen Medien hält. Und es ist die Angst um die Zukunft, die die Menschen bewegt. Ein Grüppchen von Senioren sitzt auf einer Parkbank in der Einkaufsmeile. "Gucken Sie sich doch um. Haufen Häuser leer, ein Haufen Geschäfte leer", sagt eine Frau. „Was soll denn aus Bitterfeld werden?"

Hässliche Seite Bitterfelds

Es ist die hässliche Seite von Bitterfeld, die sich Spiegel Online hier herausgegriffen hat. Die Befragten zeigen ihren Rassismus ungeniert, klagen über Ausländer und Armut, während sie im gleichen Atemzug zugeben, dass sich in ihrem persönlichen Leben nichts durch die Flüchtlinge geändert habe. 

Auf Twitter und anderen sozialen Netzwerken schlägt das Video hohe Wellen. "In Bitterfeld können das nur die Spätfolgen des Chemieunfalls von 1968 sein!", schreibt ein Nutzer. Die Begriffe "beschämend", "bitter", "erschütternd" wechseln sich ab. Bitterfeld ist das Herz "Dunkeldeutschlands", könnte man meinen.  Ob das Reporterteam keine Passanten gefunden hat, die sich tolerant äußerten oder es einfach nicht wollte, das erfährt man im Video nicht. Spiegel Online hat in Bitterfeld-Wolfen nach Fremdenhass gesucht – und ihn gefunden.  Was die Reporterin schockiert hat, so sagt sie selbst im Video, sei der „Neid auf Ausländer und der Hass, den hier ganz, ganz viele Menschen sehr offen geäußert haben." (mz)