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Zukunft des Gebäudes ungewiss „Wie eine zweite Heimat“: Bewegender Abschied von Feuerwache in Wolfen-Altstadt

Nachdenkliche Worte und Blumen zur Erinnerung an die jetzt geschlossene Wirkungsstätte der Feuerwehrleute aus Wolfen-Altstadt.

Von Michael Maul 24.01.2022, 09:41
Etwa 60 Menschen waren am Freitagabend gekommen, um von der Altstadtwache Abschied zu nehmen.
Etwa 60 Menschen waren am Freitagabend gekommen, um von der Altstadtwache Abschied zu nehmen. (Foto: Kehrer)

Wolfen/MZ - Es waren bewegende Momente, als die Kameraden des ehemaligen Löschzuges Wolfen-Altstadt gemeinsam mit Familienangehörigen und Wolfener Bürgern am Freitag Abschied genommen haben. Abschied von einer altehrwürdigen Feuerwache, die schon seit 1910 die Betriebsfeuerwehr der Filmfabrik beherbergt hatte. Sie ist nun für immer geschlossen. Die Zukunft des Gebäudes ist ungewiss.

Peter Irmer, der selbst viele Jahre als aktiver ehrenamtlicher Feuerwehrmann dort tätig war, gab anlässlich der Zusammenkunft einen Überblick über die Geschichte. Nachdem die Betriebsfeuerwehr bei einem Unwetter über Wolfen im Jahr 1926 nicht ausreichend helfen konnte, wurde die Freiwillige Wehr gegründet. Anfangs in einem Gerätehaus am Wolfener Markt, erfolgte 1936 der Umzug in die Wache an der Thalheimer Straße.

Die gesamte Einsatztechnik ist nach Wolfen-Nord verlagert worden

„1996 kam es dann zum ersten Zwangsumzug in die Wache der Filmfabrik“, sagte Irmer. Dort waren dann neben den 25 Berufsfeuerwehrleuten auch die 35 Freiwilligen stationiert. Und nun ist auch an diesem alten Standort Schluss. Die gesamte Einsatztechnik ist nach Wolfen-Nord verlagert worden. Nicht alle Kameraden haben diesen Schritt mitgetan. Einige haben den freiwilligen Dienst quittiert, weitere sind zu andern Ortswehren umgezogen. Sie alle fühlen sich von der Verwaltung nicht mitgenommen und bei den Problemen im Stich gelassen.

„Für uns alle war diese alte Wache so etwas wie eine zweite Heimat geworden“, blickt Irmer zurück. „Familienmitglieder haben sich mit integriert und auch die Kinder waren Feuer und Flammen“, so der Feuerwehrmann. Man sei einfach traurig und werden die Zeit auf keinen Fall vergessen, sind sich die Anwesenden, die teils mit Tränen in den Augen Abschied nahmen, einig. Sie stellten ein Holzkreuz auf und legten ein Grabgebinde nieder.

Förderverein Blaulicht hat es sich jetzt auch zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Standortes zu erhalten

Der Förderverein Blaulicht hat es sich jetzt auch zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Standortes zu erhalten und auch die Brauchtumspflege zu erhalten. Schon vorher waren die Mitglieder immer bemüht, durch die Organisation von kleinen Festen finanzielle Mittel einzuwerben, die dann in die hervorragende Kinder- und Jugendarbeit geflossen sind. „Wir werden den Standort und die Geschichte nie vergessen“, sagte Irmer abschießend.