Wenn ganz alltägliche Tätigkeiten langsam zur Qual werden
ROITZSCH/MZ. - In Deutschland gibt es laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 9 743 Altenpflegeheime, in denen sich ausgebildete Pflegefachkräfte um die Bedürfnisse jedes Bewohners kümmern. In den meisten Fällen handelt es sich um körperlich behinderte oder eingeschränkte Senioren, aber auch demente Menschen finden in einem Pflegeheim ein neues Zuhause.
Altenpfleger werden nicht nur körperlich, sondern auch seelisch gefordert. Das größte Anliegen der Senioren ist, nicht mehr alleine zu sein, und so finden sie bei einer 24-Stunden Betreuung immer einen Zuhörer für ihre Sorgen und plaudern gern einmal aus dem Nähkästchen ihres langen Lebens. So entsteht eine ganz besondere Beziehung zwischen Heimbewohner und Pfleger.
Der Tag eines Altenpflegers beginnt schon im Morgengrauen. Vor dem Frühstück muss jeder Altenpfleger sechs bis sieben Heimbewohner bei der Körperpflege unterstützen. Zeit für einen kleinen Plausch mit den Heimbewohnern oder eine kurze Verschnaufpause bleibt dabei meistens nicht. Es folgen Einzeltherapiesitzungen oder Gruppentreffen, je nach Bedarf und fachärztlicher Empfehlung. Physiotherapien, Bastelstunden als Teil einer ergotherapeutischen Behandlung, gemütliches Beieinandersitzen im Gemeinschaftsraum oder Zeitungslesen auf dem eigenen Zimmer bestimmen den Vormittag im Altenheim.
"Langeweile hat keiner", erzählt Irmgard Skusa (92), Bewohnerin des Altenpflegeheimes "Rosenior" in Roitzsch. Im Laufe des Vormittages nehmen sich auch die Pflegekräfte eine kleine Auszeit, gönnen sich bei einer kurzen Frühstückspause einen Kaffee und ein paar Minuten Ruhe. Doch lange währt diese nicht. "Es gibt immer etwas zu tun", sagt Kerstin Thiele, Leiterin des Pflegedienstes. "Sobald wir mit dem Frühstück fertig sind gehen wir auf die einzelnen Zimmer, beziehen die Betten neu, desinfizieren die Nachttische, helfen den Senioren und so weiter." Zwar versuchen die meisten Bewohner eines Altenpflegeheimes ihren Alltag noch so gut wie möglich alleine zu meistern, doch stellen viele bald fest, dass selbst einfache Tätigkeiten, wie die Bluse oder das Hemd zuzuknöpfen, immer schwerer werden.
Die Pflegekräfte helfen gern, sind aber auch auf Unterstützung der Bewohner angewiesen. Dafür gibt es in jedem Pflegeheim einen Heimbeirat. Dieses Gremium tagt mindestens einmal im Monat und plant dort unter anderem Ausflüge, Feste und Veranstaltungen. Für Lob und Kritik an das Pflegeheim haben die Mitglieder des Beirates auch immer ein offenes Ohr, genauso wie bei Wünschen für das Mittagessen.
Vor dem Mittagessen müssen die Pfleger außerdem die Patientenakten der Heimbewohner aktualisieren. Nach der Mittagsruhe treffen sich die Senioren wieder zu Therapiesitzungen oder bei einem Spaziergang, beim Rommé oder mit ihren Verwandten. Abends gehen die Altenpfleger noch einmal eine Runde und bereiten jeden Heimbewohner auf die Nachtruhe vor.
Viel Zeit zum Ausruhen bleibe im Pflegeheim nicht, sagt Kerstin Thiele, jeder Bewohner beanspruche eine gewisse Zeit für sich. Trotzdem mache sie ihre Arbeit gerne.