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Was wird aus Wolfen-Nord? Was wird aus Wolfen-Nord?: "Kaufland" zieht in die Altstadt

Von christine färber 03.02.2015, 08:13
„Kaufland“ ist heute wieder ein Einkaufszentrum „auf der grünen Wiese“. Der Discounter will auch aus diesem Grund wegziehen.
„Kaufland“ ist heute wieder ein Einkaufszentrum „auf der grünen Wiese“. Der Discounter will auch aus diesem Grund wegziehen. thomas ruttke Lizenz

wolfen - Handel und Wandel werden in der Wolfener Altstadt einen Aufschwung nehmen. Der Discounter Kaufland will hierher umziehen. Die Kosten, die demnächst für die Sanierung des Einkaufszentrums in Wolfen-Nord aufgewendet werden müssten, will das Management nicht dort investieren, wo sich das Leben allmählich ausgetobt hat, heißt es aus dem Unternehmen. In den Blick ist das Gebiet am Krondorfer Kreisel gerückt. Wann genau das Projekt startet, ist noch nicht klar. Weitere Auskünfte gab der Discounter nicht.

Wird Wolfen-Nord für Anwohner unattraktiver?

Und Wolfen will sich in der Altstadt weitere Ansiedlungsoptionen sichern. Mehr Attraktivität für die Altstadt - das Projekt hat neben Licht viel Schatten: Je mehr das Zentrum in den Blickpunkt rückt, umso mehr rückt Wolfen-Nord aus dem Blickpunkt heraus. Mit dem Wegzug von Kaufland, das steht mal fest, verschwindet aus der Plattenbausiedlung mehr als nur ein Discounter.

Damit schwindet ein weiteres Stück Lebensqualität - nicht nur für die Leute, die im so genannten Wohnkomplex IV zu Hause sind. „Und“, sagt Ortsbürgermeister André Krillwitz (Pro Wolfen), „damit wächst doch bei den Einwohnern auch so ein Unwohlsein, so eine Unsicherheit. Was kommt als nächstes? Die sagen sich doch: Da ziehe ich lieber auch gleich weg.“

Wie geht es weiter?

Das ist eine Sache, die Krillwitz so nicht will, aus seiner Sicht sind schon zu viele weg. 30 Prozent Leerstand heute nach all dem Abriss noch in Wolfen-Nord, meint er, das sage alles. „Natürlich werden wir unternehmerische Entscheidungen nicht aufhalten können, aber wir dürfen nicht zugucken, wie ein Stadtteil verödet“, sagt er vor allem mit Blick auf den WK IV. Denn er befürchtet, dass sich im Windschatten des Discounters vor allem dort noch andere Einrichtungen zurückziehen. Er will, dass der Stadtrat hier Einfluss auf die städtische Wohnungs- und Baugesellschaft (WBG) nimmt. Die jedoch wird sich in dem Bereich nicht weiter engagieren, wie WGB-Chef Jürgen Voigt sagt. Für die WGW Wohnungsgenossenschaft Wolfen, die dort ebenfalls noch Wohnungen hat, ist das Gebiet allerdings auch kein Schwerpunkt mehr. „Kann es nicht sein“, so WGW-Chefin Sabine Barth, „die Stadt hat das als Abrissgebiet deklariert.“ Sie wisse, dass Mieter dort eigentlich bleiben wollen, „das sind schöne Wohnungen“.

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Voigt indes will das Problem so nicht stehen lassen: „Wolfen-Nord ist für mich nicht nur WK IV. Wir haben 2013 eine klare Aussage getroffen: Wir konzentrieren uns auf das Zentrum von Wolfen-Nord. So, dass die Mieter einen lebenswerten Ort haben.“ Dafür nehme man „richtig Geld in die Hand“. Leerstand könne man sich nicht leisten. „Die Kosten fressen uns auf.“

Sandersdorf als positives Beispiel

Krillwitz’ Paradebeispiel, wie es anders gehen kann, ist Sandersdorf. Dort haben die Eigentümer im Ortskern die Wohnblöcke neu gestaltetet, Etagen abgetragen etc. „Sandersdorf hat ein belebtes Zentrum, Wolfen-Nord hat Parkplätze“, meint er. „Leute, die in Wolfen-Nord wohnen, die wollen ja dort wohnen. Das sagen mir viele. Aber eben nicht so. Obere Etagen sind hier leer, in Sandersdorf sind die gar nicht mehr da. Man kann es also auch attraktiv machen.“ Hätte man das von Anfang an getan, ist er überzeugt, wäre der Wegzug nicht so stark gewesen.

Mit der Expo 2000, die das Areal um den Villefontainer Platz gestaltet und Vorschläge für die Entwicklung des Stadtteils gemacht hat, war ein guter Ansatz geschaffen. Das Expo-Konzept, von dem letztlich noch das Christophorushaus und die zu ihm gehörende Kita übrig geblieben sind, taugt heute gerade noch für die Schublade. Und für eine schöne Erinnerung. (mz)