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Oberbürgermeister-Wahl am 24. September 2023 Was Amtsinhaber Armin Schenk in einer zweiten Amtszeit für Bitterfeld-Wolfen erreichen will

Bitterfeld-Wolfen wählt am 24. September den Oberbürgermeister für die nächsten sieben Jahre. Amtsinhaber Armin Schenk (CDU) möchte seine Arbeit als Stadtoberhaupt fortsetzen. Er setzt auf Erfahrung, Leidenschaft und Teamwork.

Von Frank Czerwonn 22.09.2023, 15:58
Amtsinhaber Armin Schenk tritt erneut zur Wahl an.   Der Thalheimer kennt sich auch in den anderen Ortsteilen gut aus,  hier am Bitterfelder Bogen.
Amtsinhaber Armin Schenk tritt erneut zur Wahl an. Der Thalheimer kennt sich auch in den anderen Ortsteilen gut aus, hier am Bitterfelder Bogen. (Foto: Frank Czerwonn)

Thalheim/MZ - Oberbürgermeister ist man nicht von 8 bis 17 Uhr. „Das ist man sieben Tage die Woche rund um die Uhr“, sagt Armin Schenk (CDU). Es erfordere alle Kraft, Leidenschaft, Kenntnisse und Liebe, die man habe. Er muss es wissen. Seit 2017 übt der Thalheimer dieses Amt in Bitterfeld-Wolfen aus. Und will seine Arbeit fortsetzen. Was reizt ihn daran?

Schenk nennt zwei Hauptgründe: „Ich habe mich eingearbeitet, Netzwerke aufgebaut, Verwaltungsabläufe verinnerlicht.“ Und ihn motivieren nicht abgeschlossene Aufgaben. „Die will ich zum Ergebnis führen.“ Der 62-Jährige sagt klar: „Ich fühle mich fit genug für weitere sieben Jahre.“

Stadt soll schuldenfrei werden

Erfolge und abzuschließende Aufgaben fallen teils zusammen. Beispiel Schuldenabbau. Seit Schenks Amtsantritt sanken die Kassenkredite von 80 auf 15,6 Millionen Euro, die Gewerbesteuereinnahmen stiegen von 20 auf 30 Millionen. „Ich will, dass die Stadt wieder frei entscheiden kann.“ Die Konsolidierung sei in den nächsten Jahren erreichbar. Weiterer Schwerpunkt: Schrottimmobilien. Mit Reuterhaus, Wolfens „Toten Augen“ und der Überführung des Kinos in eine Gesellschaft sei einiges erreicht worden. Mehrere hätten daran mitgewirkt, aber letztlich habe immer die Verwaltung viel Arbeit hineingesteckt. Andere Objekte wie die alte Konsumbäckerei harren noch einer Lösung.

Auch Bitterfelds Innenstadtring zähle zu den offenen Aufgaben. Dass – auch durch zu enge Zeitvorgaben des Landes – die Fördermittel nicht wie erhofft genutzt werden konnten, ärgert den OB. Auch deshalb kritisiert er die Fördermittelpraxis; zu reglementiert, zu unflexibel, zu viel Bürokratie. Nun wird der Innenstadtring schrittweise saniert. Denn Schenk will nicht nur verwalten, sondern gestalten. Schließlich geht es um „seine“ Stadt.

Er wurde in Wolfen geboren, machte in Bitterfeld Abitur, arbeitete in der Filmfabrik als Elektromonteur, nach dem Studium als Diplom-Ingenieur. 1991 ging er zur Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Bitterfeld, die später zur EWG wurde, wurde Geschäftsführer. Zudem war er Stadtrat. Seit über 30 Jahren lebt der Vater zweier Kinder mit seiner Frau in Thalheim.

Viele Erfolge trotz Corona, Energiekrise und Krieg

Schenk kennt die Kritik, es gehe zu langsam voran. Doch die Fakten zeigten trotz Corona, Krieg und Energiekrise ein anderes Bild: Er verweist auf die Sanierung von Straßen in Reuden, Wolfen, Bobbau und Bitterfeld, auf Brücken-Instandsetzungen oder Schul- und Turnhallensanierungen. „Es hat noch nie so viele Investitionen in die Feuerwehr für Gebäude, Fahrzeuge und Bekleidung gegeben wie in diesen sechs Jahren.“ Der seit den 90er Jahren versprochene Feuerwehrneubau in Bitterfeld werde Wirklichkeit.

Gestalten heißt aber auch Neues kreieren - wie die Kunst- und Kulturwoche, das Klassik Open Air, die Bauernmärkte, die Touristinfo. Das funktioniere nur im Team. „Bürger, Wirtschaft, Stadtrat und Verwaltung müssen gemeinsam agieren.“ Neue Formen wie Bürgerdialog oder Marktsprechstunden seien erfolgreich. „Und wenn ich unterwegs bin, werde ich immer angesprochen und nehme einen Zettel voller Hinweise mit.“

Neues verhältnis zum Stadtrat nötig

Dagegen ist das Verhältnis zum Stadtrat derzeit schwierig. Auch, weil dort der Wahlkampf schon vor über einem Jahr begonnen hat. Schenk sagt deutlich: „Wir müssen die Zusammenarbeit auf neue Füße stellen.“ Auch die Kooperation mit den Ortschaften will er forcieren. Er sei ein Teamspieler, habe oft Kompromisse in den Stadtrat eingebracht, um eine Lösung zu finden.

Nur zusammen seien die Aufgaben zu stemmen: Nach den Ansiedlungen großer Firmen müsse man nun den Fokus auf die Lebensqualität legen. „Es geht um die familienfreundliche grüne Industriestadt am See, die wegen idealer Bedingungen Zuzug generiert.“ Da gebe es viel zu tun. „In der Fuhneaue muss was passieren, die Freizeitangebote müssen verbessert werden und auch ein sauberes Stadtbild gehört dazu.“

Große Halle für Sport und Kultur

Doch entscheidend sei oft weniger die Idee als die Umsetzung. Schenk erinnert an den Kraftaufwand und seine persönliche Intervention beim Land, um den vorläufigen Zuwendungsbescheid für das Woliday zu erhalten. Natürlich sollen beide Bäder erhalten bleiben. „Wir müssen auch sportliche Leuchttürme wie die BSW Sixers und den VC Bitterfeld-Wolfen viel stärker nutzen.“

Die gemeinsame Zeit mit den Enkeln genießt das Ehepaar Schenk.
Die gemeinsame Zeit mit den Enkeln genießt das Ehepaar Schenk.
(Foto: Schenk)

Die Frage sei: „Wie bekommen wir eine Halle, in der Sport- und Kulturveranstaltungen gemeistert werden können?“ Dafür müsse man viele ins Boot holen und Fördermittel gewinnen. Doch für all das brauche es eine funktionierende Verwaltung. Die Struktur stimme. „Die Herausforderung wird sein, das Personal sicherzustellen. Deshalb schärfen wir das Personalentwicklungskonzept.“

Kraft für all diese Aufgaben holt sich Schenk bei Spaziergängen, bei Touren mit dem Motorrad, beim Musikhören oder dem Lesen von Biografien. Vor allem aber genießt er die gemeinsame Zeit mit Frau und Enkeln. Auch wenn die immer zu kurz ist.