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Vorschlag Vorschlag: Eine Straße für den Investor Burchard Führer

Von stefan schröter 13.04.2013, 16:46
Das Schloss in Cösitz.
Das Schloss in Cösitz. ruttke Lizenz

Cösitz/MZ - Der Zörbiger Ortsteil Cösitz will einen Unternehmer auf besondere und ungewöhnliche Art und Weise ehren. Von der Parkallee soll ein Abschnitt umbenannt werden und zukünftig Burchard-Führer-Platz heißen. Die gleichnamige Unternehmensgruppe hat vor zwei Jahren das an die Straße angrenzende Schloss saniert. Nach eigenen Angaben hat sie dafür rund 1,2 Millionen Euro investiert.

Eine Leistung, die der Cösitzer Ortschaftsrat würdigen möchte und deshalb den Vorschlag mit der Straßen-Umbenennung bei der Stadt eingereicht hat. „Der Herr Führer hat in unserem Ort viel getan und unser Schloss gerettet“, erklärt Ortsbürgermeister Herbert Hartung (CDU) die Initiative.

Doch im Verkehrsausschuss der Stadt Zörbig traten in dieser Woche bei einzelnen Ausschussmitgliedern Bedenken auf, was die geplante Umbenennung betrifft. Bei einer Vorberatung des Beschlusses stimmten nur sechs von zehn Ausschussmitgliedern dafür. Vier enthielten sich.

Ein Ausschussmitglied äußerte Befürchtungen angesichts des Namens des Investors. Dieser habe einen faden Beigeschmack. Er wolle keinen ,Führer-Platz’ in seiner Stadt haben. „Wir dürfen uns später nicht vorwerfen lassen, dass wir hier gewissen Leuten eine Plattform gegeben haben“, mahnt das Ausschussmitglied.

Gerhard Stöbe (Die Linke) meint, dass Personen erst dann geehrt werden sollten, wenn sie verstorben sind. „Und hier handelt es sich um eine lebende Person, deswegen kann ich mich mit der Umbenennung nicht anfreunden“, warf er kritisch im Ausschuss ein.

Die Stadt Zörbig hat sich wegen des Vorhabens beim Land Sachsen-Anhalt erkundigt. Bürgermeister Rolf Sonnenberg (Bürger für Zörbig - Wählerliste Sport) sagt: „Auch lebende Personen können geehrt werden. Und ich denke, in diesem Fall spricht nichts dagegen.“ Die Kosten für die Umbenennung, sprich für die Beschilderung, übernehme der Sohn des Geehrten, Maximilian Führer. „Der Stadt entstehen hier also keine Kosten“, führt Sonnenberger an.

Die Cösitzer reagieren überrascht auf die geplante Umbenennung. So sagt Bettina Kowalski: „So richtig verstehe ich nicht, warum die Straße jetzt umbenannt werden soll.“ Auch eine andere Anwohnerin ist skeptisch: „Ich finde es zwar gut, dass sich jemand um das Schloss gekümmert hat, aber wenn jemand eine Straße haben will, dann sollte er noch mehr Engagement zeigen.“

Die beiden Cösitzerinnen nennen aber auch praktische Gründe, weswegen sie gegen eine Umbenennung der Straße sind. „Ich halte nicht viel davon, weil wir schon vor fünf Jahren umbenannt wurden, damals von Parkstraße in Parkallee“, erklärt Bettina Kowalski. Grund war damals die Kreisgebietsreform.

Der Städte und Gemeindebund Sachsen-Anhalt, der die Belange der Kommunen in der Öffentlichkeit vertritt, hat keine Bedenken wegen der Umbenennung. „Hier handelt es sich um eine Entscheidung der Stadt. Es ist kein Einzelfall, dass Straßen nach Unternehmern benannt werden, auch wenn diese noch leben“, erklärt der Landesgeschäftsführer Jürgen Leindecker.

Und so freut sich Burchard Führer über die bevorstehende Widmung: „Ich weiß, was es für eine besondere Auszeichnung ist. Umso mehr freut man sich, wenn man so etwas schon zu Lebzeiten erfährt“, sagt der Geschäftsführer. Er selbst erfuhr zu seinem 60. Geburtstag von der Geste, wie er erzählt. „Ich wusste davon nichts.“ Offen ist, ob er in Zukunft in Zörbig in weitere Projekte investieren wird. Die Umbenennung der Parkallee soll am 24. April bei der Sitzung des Stadtrates beschlossen werden.