150 Jahre alt Vor anderthalb Jahrhunderten hat die Raguhner Grundschule ihre Tore geöffnet

Raguhn - Was war das denn für eine Zeit? Da gab es in den Klassenräumen noch Tafeln und keine Clipboards, da gab es keinen Computer und keinen Streitschlichter - aber Schulgartenunterricht. Schon komisch ... Und die Kinder haben trotzdem was gelernt.
Ja, so sah es aus, als Monika Manzsch, Maria Kuhlmann und Klaus Zschocke Lehrer waren. Hier, in der Grundschule Raguhn, die vor sage und schreibe 150 Jahren die ersten Schüler aufnahm. Und noch heute lernt und lärmt es sich gut in dieser Schule, die in diesen 150 Jahren freilich mehrfach saniert und modernisiert worden ist. Wenn das kein Anlass ist für eine große Party, was dann? Die stand am Ende der Fest- und Projektwoche und ging am Sonnabend mit vielen Gästen über die Bühne.
Längst sind Mantzsch, Kuhlmann und Zschocke, die als ganz junge Lehrer in den 1950er Jahren ihren pädagogischen Berufsweg begannen, im Ruhestand. Doch eine Fragestunde hatten sie in der Festwoche zum Schuljubiläum dann doch noch (aus)zu halten. Nebenbei: eine recht fröhliche, eine, die heutige Grundschüler wirklich zum Staunen brachte. Denn die Antworten der Lehrer auf ihre vielen neugierigen Fragen, die forderten schon ein bisschen ihre Fantasie heraus.
Kinder lernen mehr über die Geschichte der Grundschule Raguhn
„Richtig cool“ fand Lina aus der vierten Klasse das aber. „Wir haben so viel erfahren. Und das ist schon spannend, wie früher gelernt und gearbeitet wurde.“
Dass es ganz früher, um die Jahrhundertwende noch viel strenger zuging, haben sie im Schulmuseum Bad Düben erfahren. Zu der Zeit gab’s für den unaufmerksamen „Zappelphilipp“ schon mal was mit dem Rohrstock. „Die Mädchen bekamen Hiebe auf die Hande, die Jungs auf den Rücken“, hat sich Lina gemerkt. Und dass die Klassen so groß waren, dass es für sie heute unvorstellbar ist. „Wir sind 24 Schüler in unserer Klasse“, sagt sie.
Diese Schule und die heutige Sekundarschule in Raguhn übrigens waren die ersten Ganztagsschulen, die die DDR zwischen Bad Brambach und Kap Arkona hatte. Wer weiß das schon? Auch, dass im Gebäude der Grundschule einst drei Lehrerwohnungen integriert waren, dürfte wenig bekannt sein. Doch stöbert man in der Chronik, erfährt man solche Details und noch viel mehr.
Bäume und Sträucher
Zur Projektwoche gehörte auch ein Besuch in der Bäckerei Achtert im Ort. Jedes Kind hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen, gesehen, wie es in einer richtigen Backstube zugeht. Und das Schönste: Sie haben mit dem Meister Schulbrot gebacken. Mit einem eigens für das Jubiläum im Kunstunterricht von Britta Berwisch angefertigten Stempel aus Ton versehen, wechselten die beim Fest die Besitzer.
Doch auch Nachhaltiges, Bleibendes haben die Kids geschaffen: In ihrem wunderschönen kleinen Park hinter dem Schulgebäude haben sie Sträucher und Bäume gepflanzt. Dazu gab’s die Aktion Baum. „Viele waren ja durch die Trockenheit eingegangen“, erklärt Schulleiter Olaf Költzsch, der seit 13 Jahren an der Grundschule vor allem Musik unterrichtet. „Dort, wo Lücken waren, haben die Schüler neue gepflanzt - eine wirklich schöne Aktion.“ Freilich kamen die Bäume und Sträucher nicht einfach so in die Erde. Der Hausmeister hatte die vielen Pflanzlöcher vorbereitet und die Schüler haben die Pflanzung noch nachbereitet: Jedes Bäumchen und jeder Strauch bekam ein gebasteltes und gestaltetes Schild umgebunden, das die besten Wachstumswünsche trägt. Freilich wird das Gedeihen nur mit Wasser funktionieren, das haben die Kids schon in Regie genommen.
Zur Zeit besuchen knapp 200 Schüler die Grundschule Raguhn, die mitten im Ort, auf dem Markt, steht. Unterrichtet werden sie in neun Klassen. (mz)

