Von Mexiko nach Bitterfeld Von Mexiko nach Bitterfeld: Neuer Bayer-Chef kommt zum Aspirin-Team

Bitterfeld - Ein kleines Kunstwerk wacht über den Arbeitstag von Frank Wilgmann. Er ist der neue Chef der Bayer Bitterfeld GmbH, dem Aspirin-Team. Die wunderschöne Fantasiefigur aus bunt bemaltem Holz, traditionelle mexikanische Volkskunst und laut Überlieferung Bewahrerin der Träume des Schnitzers, steht auf einem Schrank in seinem neuen Arbeitszimmer in Bitterfeld.
Die Figur ist nicht nur einfach Kunst. Oder Hüterin von Träumen. Sie ist eine wertvolle Erinnerung an Wilgmanns bisherigen Arbeitsort in Mexiko-City, wo er den Bayer-Standort leitete. Mit einer ziemlich ähnlichen Produktion wie hier übrigens, wie er erklärt.
Mit dem Weggang von Christian Schleicher nach Brasilien ist er vom Konzern nach Bitterfeld gerufen worden, um die vakante Chef-Stelle zu übernehmen. Seit November hat er hier das Sagen.
Gewohntes muss neu gedacht, das Lebensumfeld neu abgesteckt werden
Auf einen für ihn unbekannten Ort hat er sich da nicht eingelassen. Der Chemiker hat hier bereits vier Jahre als Produktionsleiter gearbeitet. Kennt quasi Land und Leute, wie er lächelnd meint. „Ein Wechsel ist ja immer anstrengend. Aber ich hab’ hier schon mal ein bisschen üben können“, meint er mit einem Augenzwinkern. „Da ist der Wechsel nicht so krass.“ Für die Familie mit Sicherheit schon. Nach drei Jahren in Lateinamerika bleiben Freunde zurück.
Gewohntes muss neu gedacht, das Lebensumfeld neu abgesteckt werden. Berlin hat sich die Familie als Lebensmittelpunkt gewählt. Keine Neuentdeckung für den promovierten Chemiker übrigens: Der Pharmariese Schering war bis zur Übernahme durch Bayer im Jahr 2006 sein Arbeitgeber. „Ich lebe gern in großen Städten, das ist spannend“, sagt er und freut
sich über und auf die alten Freunde von damals, die in Berlin wohnen und auf all das, was diese Stadt ausmacht - Kultur vor allem. Denn Frank Wilgmann ist ein Fan des guten Films. Und
an Kinos mangelt es dort ja wahrlich nicht. Bitterfeld indes soll ihm so zur zweiten Wohnstatt werden, von der aus er pendeln kann. Angekommen ist er ja hier längst.
„Wir bauen um und bringen den Betrieb auf den neuesten Standard“, so Wilgmann
Und zu tun gibt es gerade jetzt wieder jede Menge in dem 1995 an den Start gegangenen Tablettenbetrieb. Investitionen in Millionenhöhe stehen bevor: „Wir bauen um und bringen den Betrieb auf den neuesten Standard“, so Wilgmann. Das zeige, sagt er, die Stellung des Bitterfelder Werkes im Konzern: Hier ist einer der größten und strategisch wichtigsten Standorte für Bayer.
Seit der Inbetriebnahme ist peu a peu ein guter dreistelliger Millionen-Euro-Betrag investiert worden. Damit die Produktion immer effektiver, immer besser wird. Damit neue Medikamente in die Palette aufgenommen werden können. Und nicht zuletzt, damit die super Kombination Bayer und Aspirin, das übrigens auf der WHO-Liste der unersetzlichen Arzneimittel steht, auch weiter weltweit die Erfolgsgeschichte bleibt.
Für Wilgmann ist die Leitung von Bayer Bitterfeld eine neue Herausforderung. Eine, die ihm Spaß machen wird, wie er sagt. Weil es doch ein besonderer Standort ist - nicht nur seiner historischen Bedeutung wegen. Er ist hoch automatisiert, erklärt Wilgmann. In einem Ausmaß, das man in Deutschland so nicht noch einmal finde. Und die Produktion liege ausschließlich in den Händen von motivierten, technikaffinen Facharbeitern.
Frank Wilgmann freut sich über gut ausgebildete Mannschaft
Spannend finde er das, sich auf dieses Neue einzulassen. Dazuzulernen. Einen persönlichen Wechsel vorzunehmen. Mit „dieser gut ausgebildeten Mannschaft“, von der er noch einige von damals kennt, zu arbeiten. „Und ich finde es gut, dass die Mitarbeiter eine starke emotionale Bindung an den Betrieb haben. Die Leute stehen dahinter.“
So ist es wohl besser zu verschmerzen, das „sehr schöne Land Mexiko“ verlassen zu haben. Frank Wilgmann lacht. „Es waren hervorragende Jahre. Mir macht es Spaß, in einer fremden Kultur zu leben. Man lernt viel über diese und die eigene Kultur.“ Und der nächste Urlaub, meint er und nickt, der wird ihn wieder dorthin führen, wo der Tequila erfunden wurde und der Sombrero, wo die kleinste Hunderasse der Welt gezüchtet wurde und Tortilla das Nationalgericht ist. Wo die Pyramiden der Maya und Azteken stehen und wo die wunderschönen, kunstvollen und farbenfrohen Alebrijes, die hölzernen Fantasiewesen, angefertigt werden. (mz)
