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Von Kanada nach Jeßnitz Von Kanada nach Jeßnitz: Fleischermeister nach 13 Jahren zurück im elterlichen Betrieb

Von Detmar Oppenkowski 28.04.2018, 10:00
Nachdem Fleischermeister Maik Mohrahrend aus Kanada zurückgekehrt ist, setzt er in Jeßnitz wieder auf die Tradition seines Handwerks.
Nachdem Fleischermeister Maik Mohrahrend aus Kanada zurückgekehrt ist, setzt er in Jeßnitz wieder auf die Tradition seines Handwerks. André Kehrer

Jeßnitz - Maik Mohrahrend ist Rückkehrer. Nachdem der 42-jährige Fleischermeister 13 Jahre in Kanada arbeitete und lebte, ist der Jeßnitzer zurück in seine Heimatstadt gekommen und hat den elterlichen Betrieb, der mittlerweile seit 1982 besteht, übernommen. „Egal, ob es die Arbeit anbelangt oder die Geschmäcker - das sind zwei völlig unterschiedliche Welten“, antwortet er auf die Frage nach dem Unterschied zwischen beiden Ländern.

Während Mohrahrend in Kanada zuletzt als Generalmanager eines industriellen Wurstbetriebs für mehr als 300 Mitarbeiter verantwortlich war, produziert er die Wurst- und Fleischwaren nach althergebrachter deutscher Tradition nun wieder selbst und setzt im wortwörtlichen Sinn auf Handarbeit. „Die Erfahrungen, die ich gesammelt habe, kann ich jetzt einbringen und endlich mein eigenes Unternehmen führen und entwickeln.“

So viel Tatendrang kommt nicht von ungefähr. Denn bereits in frühen Jahren ist Mohrahrend durch seinen Vater an das Fleischerhandwerk herangeführt worden. Daher ist es nur zwangsläufig, dass er zunächst eine Lehre macht und dann eine Ausbildung als Fleischtechnologe sowie seinen Meister nachschiebt. „Das einzige, was mir noch gefehlt hat, waren fundierte Englischkenntnisse“, sagt er und erzählt, dass er durch Zufall in Kanada gelandet sei.

Die Familie war der Grund für den Fleischermeister von Kanada nach Deutschland zurückzukehren

„Eigentlich wollte ich dort nur ein sechsmonatiges Praktikum absolvieren.“ Doch schnell erkennt er, dass mit seinen Abschlüssen allerbeste Chancen in der kanadischen Wirtschaft hat. „Dort gibt es keine vergleichbare Ausbildung. Mit meinen Voraussetzungen wurde ich sowohl in der Produktentwicklung als auch in der Prozessoptimierung eingesetzt.“ Und so startet Mohrahrend beruflich durch.

Aber nicht nur im Job blüht er auf, auch der kanadische Way of Life gefällt ihm. „Das Leben dort ist relaxt. Du kommst an und wirst so wie du bist angenommen.“ Zudem gebe es in Nordamerika faszinierende Gegensätze. „Auf der einen Seite gibt es riesige Städte wie Toronto oder Vancouver. Auf der anderen Seite ist dort unendlich viel Natur und Wildnis“, sagt der Fleischermeister, der nach all den Jahren fließend Englisch spricht und sogar in Kanada eingebürgert wurde.

Doch warum lässt man das alles hinter sich? An dieser Stelle stockt Maik Mohrahrend kurz und spricht dann von seinem Vater, der zunächst schwer erkrankte und dann starb. Ein herber Schicksalsschlag für die Familie und den Betrieb, der die Frage aufwarf: Wie soll es denn nun weitergehen? „So viele Möglichkeiten kamen da nicht in Betracht. Also habe ich mich entschlossen, zurückzukommen und die Firma zu übernehmen.“

Neben dem Salat- und Catering-Bereich gibt es auch „Gourmetfleisch aus Sachsen-Anhalt“

Knapp ein Jahr ist das nun her. Zeit, die der Fleischermeister genutzt hat, um sich wieder in Deutschland einzufinden. „Mir ist es wichtig, an Bewährtem festzuhalten“, sagt er und betont, dass man das klassische Hausschlachteprogramm fortführe und 30 unterschiedliche Sorten wie Rot- oder Leberwurst herstelle. Neben dem Salat- und Catering-Bereich setzt er zudem auf „Gourmetfleisch aus Sachsen-Anhalt“.

Dieses stammt von Angus-Rindern, die auf den Wiesen in Susigke bei Dessau gehalten werden. „Da die Kälber nur mit Muttermilch großgezogen werden, ist das Fleisch besonders saftig, aromatisch und mager. Es wird zu Rouladen, Gulasch oder Rumpsteak verarbeitet“, sagt Mohrahrend und meint, dass er mit seinen selbst hergestellten Waren mittlerweile auch schon Geschäfte in Dessau und Wittenberg beliefere.

„Ich möchte kleine und beständige Schritte gehen“, sagt der Deutschkanadier über die weitere Zukunft des Vier-Mann-Betriebs. „Ideen und Rezepte habe ich genug“, so der Rückkehrer, der in seiner alten Heimat wieder Fuß gefasst hat und peu à peu auch kanadische Spezialitäten wie etwa Burger anbieten will. (mz)

Sabrina Bier und Brigitte Mohrahrend bedienen im Verkaufsraum.
Sabrina Bier und Brigitte Mohrahrend bedienen im Verkaufsraum.
Thomas Ruttke
Die Fleischerei in Jeßnitz
Die Fleischerei in Jeßnitz
Thomas Ruttke