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"Heinz Deininger" Volksschwimmbad "Heinz Deininger": Fast 40 Jahre nutzten Klein und Groß das Hallenbad in Bitterfeld

Von Silke ungefroren 30.04.2017, 12:00
Die Bitterfelder Volksschwimmhalle in ihren besten Zeiten: Generationen von Schülerinnen und Schülern haben hier nicht nur Unterricht absolviert, sondern auch einen großen Teil ihrer Freizeit verbracht.
Die Bitterfelder Volksschwimmhalle in ihren besten Zeiten: Generationen von Schülerinnen und Schülern haben hier nicht nur Unterricht absolviert, sondern auch einen großen Teil ihrer Freizeit verbracht. Kreismuseum

Bitterfeld - Ganze Generationen haben hier die ersten Schwimmversuche unternommen. Verbrachten so manchen Nachmittag in diesem Gebäude bei Spiel und Spaß oder gaben gar in spannenden Wettkämpfen ihr Bestes: Die Bitterfelder Schwimmhalle, die 1996 den Namen „Heinz Deininger“ bekam, war Jahrzehnte lang eine feste Größe im Altkreis - bis sie 2007 für immer geschlossen wurde. Sie wurde entkernt und fiel den Abrissbaggern zum Opfer.

Und doch gibt es in diesem Monat ein Jubiläum in der Schwimmhalle „Heinz Deininger“. Mit einer dreitägigen Party wurde seit Donnerstag ihr zehnter Geburtstag gefeiert. Wie geht das? Ganz einfach: Weil das Gebäude nicht mehr Schwimmhalle heißt und auch nicht mehr in der Zörbiger Straße steht.

Der Jahrestag gilt dem Sportbad, das auf dem ehemaligen Brauereigelände in der Dürener Straße als Ersatzbau für die alte Halle errichtet wurde. Am 12. April 2007 ist die moderne Einrichtung feierlich eröffnet worden. Geblieben ist also nur der Name „Heinz Deininger“. Kein Grund zur Traurigkeit allerdings.

Volksschwimmhalle - DDR-Bau vom Typ „Bitterfeld“

Und dennoch: Die damalige Volksschwimmhalle - DDR-Bau Typ „Bitterfeld“ übrigens, also hier entwickelt - war über Jahrzehnte hinweg ein Domizil für kleine und große Badelustige. Mehr noch. Auch der Schwimmunterricht für die Schulklassen aus dem gesamten Altkreis Bitterfeld erfolgte dort.

Und obendrein war die Halle Trainings- und Wettkampfstätte für Vereins- und Leistungssport. Selbst Kornelia Ender ist hier schon abgetaucht. In Bitterfeld aufgewachsen, trainierte sie dann meist im CKB-Bad und später in Halle. 1972 nahm sie als 13-Jährige zum ersten Mal an Olympischen Spielen teil und holte vier Jahre später gleich vier Olympiasiege. Auch manch’ anderes Talent, das in der Bitterfelder Halle die ersten Bahnen schwamm, hat es weit gebracht.

Erster Spatenstich dafür war im April 1968 - direkt neben dem Kulturpalast. Im Jahr darauf im Oktober wurde sie eröffnet - als „Initiativbau“ und noch dazu zu Ehren des 20. Jahrestages der DDR. Natürlich! Und da sprangen dann auch 20 Zwanzigjährige als erste ins Wasser. Fortan herrschte hier Betrieb: vormittags Unterricht, nachmittags Sport und Öffentlichkeit - an den Wochenenden ging es ebenfalls heiß her. Zwar war alles recht schlicht, doch das störte kaum. Man kannte es ja nicht anders.

Eine Schwimmhalle mit Sauna war damals eine Besonderheit

Und schließlich war es damals ein Novum, überhaupt eine Schwimmhalle im Ort zu haben - noch dazu eine mit Sauna. Dort schwitzten Männlein wie Weiblein äußerst gern und freuten sich, wenn die „treue Seele“ vom Angestelltenbereich mit einem neuen Aufguss kam. Hinterher wurde es sich im Ruheraum gemütlich gemacht, der hatte sogar eine Höhensonne - Vorstufe eines heutigen Solariums gewissermaßen.

Doch es gab noch ganz andere Erlebnisse in diesem Haus. Zu einem Gaudi gestalteten sich immer die Silvestertage, wenn zum großen Karpfenfangen eingeladen wurde. Wagemutige tummelten sich gemeinsam mit den Fischen im großen Becken. Und wenn sie einen erhaschen konnten, durften sie ihn natürlich mitnehmen - als Schmaus zum Jahreswechsel.

Doch wie überall nagte der Zahn der Zeit auch an der Bitterfelder Schwimmhalle. Dem wurde wenige Jahre nach der Wende Rechnung getragen - zumindest, was den Badebereich betrifft. Im März 1994 war das Nichtschwimmer-Becken saniert, danach kam das große Becken an die Reihe. Als drei Jahre später der Bau des Berufsschulzentrums auf diesem Gelände begann, wurden Schwimmhalle und Kulturpalast in den Komplex einbezogen.

Namensgeber Heinz Deininger setzte sich für den Wiederaufbau des Schwimmsports in Bitterfeld ein

Ein Jahr vorher, im April 1996, hatte das Bad seinen Namen bekommen: Heinz Deininger. Der Bitterfelder Schwimmverein und die Stadt würdigten damit die Verdienste dieses Mannes, denn er war einer von denen, die sich schon nach dem Zweiten Weltkrieg für den Wiederaufbau des Schwimmsports einsetzten. 1955 wurde er Präsident des Schwimmsportverbandes der DDR.

Und seine Wahl-Heimatstadt war: Bitterfeld. Dort leitete er Ende der siebziger/Anfang der achtziger Jahre das Trainingszentrum Schwimmen und stand auch nach seiner Pensionierung noch als Übungsleiter am Beckenrand. Später wurde er Ehrenpräsident nicht nur des Bitterfelder Vereins, sondern auch des Landesschwimmverbandes. Gestorben ist er 1992 im Alter von 76 Jahren.

Jahrhundertflut beschädigte die alte Schwimmhalle nachhaltig

In seinem Geiste gingen die sportlichen Erfolge in der Bitterfelder Halle weiter. Mittlerweile war sie Landesstützpunkt des Landesschwimmverbandes. Auch Breiten- und Behindertensport wurden forciert, Schulschwimmen fand nach wie vor statt. Doch Alter und Zustand des Gebäudes ließen sich trotz erfolgter Teilsanierung nicht verleugnen.

In der Stadt wurde deshalb schon nach der Jahrtausendwende über einen Neubau diskutiert, 2002 bereits ein Fördermittelantrag vorbereitet. Doch dann kam im Sommer die Jahrhundertflut. Die brachte nicht nur Millionen-Schäden und viel Leid durch das Hochwasser selbst, sondern auch indirekt durch das hochdrückende Grundwasser. Auch an der alten Schwimmhalle. Und so ist es der Stadt gelungen, dass dem Antrag auf Fluthilfemittel für einen Hallen-Neubau stattgegeben wurde. Rund 8,4 Millionen Euro sind am Ende für das Sportbad geflossen.

Neue Schwimmhalle feier zehnjähriges Bestehen

Der symbolische Baggerbiss dafür auf dem Brauereigelände, wo sich bereits eine neue Turnhalle befand, erfolgte im August 2005. Kurz darauf war Grundsteinlegung und im Juni 2006 Richtfest, bis das Bad schließlich am 12. April 2007 seine Türen öffnen konnte. Vorher jedoch wurde in der alten Halle zünftig Abschied gefeiert - „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, wie Klaus Gatter vom Schwimmverein damals sagte.

Wenn in dieser Woche das Zehnjährige des neuen Bades begangen wird, dann doch hoffentlich nur mit lachenden Augen. Und vielen begeisterten Wasserratten, denn alle sind dazu herzlich eingeladen! (mz)

Der Schwimmhallenbau prägte fast 40 Jahre lang das Bild an der  Zörbiger Straße von Bitterfeld.
Der Schwimmhallenbau prägte fast 40 Jahre lang das Bild an der  Zörbiger Straße von Bitterfeld.
Kreismuseum
Ein Gaudi war es, wenn zu Silvester im großen Becken Karpfen gefangen werden konnten, die auch  gleich ausgenommen wurden.
Ein Gaudi war es, wenn zu Silvester im großen Becken Karpfen gefangen werden konnten, die auch  gleich ausgenommen wurden.
Bert Kerekjarto