Visionen und Tatendrang en masse
JESSNITZ/MZ. - Vor zehn Jahre hat er hier angefangen die alten Ruinen zu kaufen und zu sanieren. Zuerst kam die Flaggenfabrik dran, dann die Bäckerei, die alte Mühle und die alte Papierfabrik. 60 zum größten Teil alters- und sozialgerechte Wohnungen sowie sechs Gewerberäume sind seither in den vier Gebäuden mit der Zeit entstanden. Acht Millionen Euro hat er dafür aus eigenen Mitteln aufgebracht.
Hinzu kamen noch einmal Mittel, die durch die Landesinitiative Urban 21 - also einer Bündelung von Mitteln der EU, des Bundes und des Landes - flossen. "Zusätzlich hat die Stadt Jeßnitz so 718 000 Euro von der Europäischen Union und 120 000 Euro aus dem Programm Stadtumbau bekommen", sagt der Referatsleiter für Stadtumbau, Internationale Bauausstellung (IBA) und Urban 21, Joachim Stappenbeck, "Jeßnitz hat noch einmal einen Eigenanteil von 120 000 Euro beigesteuert." Mit dem Programm habe man öffentliche Förderung und privates Engagement verbinden und die wirtschaftliche, soziale und städtebauliche Infrastruktur in ländlichen Räumen stärken wollen, benennt Stappenbeck die Ziele von Urban 21. "Dies ist gelungen", bilanziert er.
Dafür benötigt man aber auch entsprechende Ideen beziehungsweise Visionäre. So wie Dubrau. Frühzeitig hatte er erkannt, dass Jeßnitz eine "Enklave" ist und die Potentiale in den Ruinen an der Mulde liegen. Dabei musste er mehre Spagate machen - zum einen zwischen den Auflagen des Bauamts und seinen eigenen Ideen, zum anderen zwischen den Vorstellungen der kreditgebenden Banken und dem tatsächlichen Bedarf. "Ich habe einen eigenen Weg gefunden", sagt Dubrau und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen. "Um die Kosten im Rahmen zu halten, habe ich das Material selber eingekauft", sagt er, "Überproduktionen wie Stahlträger, Fliesen, Beton habe ich aus dem gesamten Bundesgebiet rangefahren." Die Rechnung ist aufgegangen. Und dies zeigt Dubrau auch jedem auf dem 16 000 Quadratmeter großen Gelände des Wohn- und Gewerbeparks. Doch damit nicht genug. Weitere 12 000 Quadratmeter sind mit der Muldeinsel 2 a noch einmal hinzugekommen. Hier will Dubrau ein altes Herrenhaus nach seinen Vorstellungen sanieren.
Er setzt also weiterhin auf den Standort Jeßnitz, hat daher die Zentrale seines IT-Unternehmens 2005 von Halle hierher geholt und seither den Umsatz verdoppelt. "Wir haben in diesem Jahr einen Umsatz von neun Millionen Euro", sagt er, "im nächsten Jahr ist unsere Zielstellung 14 Millionen." Dies soll sich auch in den Arbeitsplätzen niederschlagen. "Ende des Jahres werden etwa 30 Beschäftigte im Unternehmen arbeiten", sagt er.