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Verschwundener Heimatort Verschwundener Heimatort: Ehemalige Niemegker Schüler haben sich in Mühlbeck getroffen

Von Michael Maul 27.10.2019, 13:00
Die Niemegker Schule war für den Ort ein großes Gebäude.
Die Niemegker Schule war für den Ort ein großes Gebäude. Krause / Repro: Maul

Mühlbeck - Eigentlich ist der Ort ihrer Jugend und der Schule nur einen Steinwurf entfernt. Dennoch ist er für alle niemals mehr erreichbar. Niemegk (bei Bitterfeld) wurde ab 1978 ein Opfer der Braunkohle, er wurde überbaggert, wie man so sagt. Die Heimat ist zwar verschwunden, nicht aber die Erinnerungen.

Aus diesem Grund hatten sich ehemalige Schüler der Polytechnischen Oberschule Niemegk in der Mühlbecker Trattoria al faro zu einem Klassentreffen zusammengefunden. Sie wollten die schönen Zeiten in ihrem Dorf noch einmal Revue passieren lassen und vor allem die immer noch bestehenden Freundschaften pflegen.

„Wenn auch nicht mehr alle Schüler von damals dabei waren, ist uns das Treffen wieder prima gelungen“, sagt Organisator Gerd Schneider. Für die Zukunft habe man sich vorgenommen, das Treffen der Schüler im Drei-Jahres-Abstand zu organisieren.

„Draußen“ hieß damals das Wort, das man heute mit „Online“ vergleichen könnte

„Als wir 1964 in die Schule gekommen sind, waren wir 20 Mädchen und Jungen, die fast alle bis zur 10. Klassen dabei waren“, erinnert sich Monika Sommerlatte (heute Kobylka). Ein fester Stamm also, der sich nicht nur in der Schule, sondern auch im Ort zum Spielen getroffen hat. „Draußen“ hieß damals das Wort, das man heute mit „Online“ vergleichen könnte, meint sie lachend. Denn draußen war die Welt, die für die Kinder in Ordnung war. Filme, die im Kino liefen, wurden nachgespielt und man habe sich auch schon damals mit den Schauspielern, wie zum Beispiel Gojko Mitic, identifiziert.

Die immer näher rückende Kohlegrube bot, wenn auch nicht erlaubt, Platz zum Spielen und die Wiesen zwischen Mulde und Leine sowie der Sportplatz waren Plätze für so manchen Streich, erinnern sich die 13 Ehemaligen, die sich das Restaurant in der Nähe der ehemaligen Heimat für ihr Klassentreffen ausgesucht haben. Auch an den ersten Kuss erinnern sich noch einige.

Diverse Klassenausflüge und ihre Pannen ließen die Anwesenden mit viel Spaß Revue passieren

„Es war die Zeit, da stand die Schule noch im Dorf, es gab einen Konsum und sogar zwei Gaststätten, die Feuerwehr und Fußballer, die so manchen Kampf ausgetragen haben“, denken die Niemegker zurück. Und die Schule sei so etwas gewesen, an das man sich heute noch gern erinnere. An Lehrer wie Frau Engelhardt oder an die Mädchengruppe, die sich „EvMoBi“ nannte. Das waren die Anfangsbuchstaben von Evelin, Monika und Birgit, die sich auch beim Klassentreffen an viele Dinge der Vergangenheit erinnerten. Trotz der kleinen Streiche sei man aber eine so genannte Vorzeigeklasse gewesen.

Auch die diversen Klassenausflüge und ihre Pannen ließen die Anwesenden mit viel Spaß Revue passieren. Da habe sich einmal eine Schülerin verlaufen und nicht mehr zurückgefunden. Der Polizei habe sie gesagt, sie wohne in Niemegk. Da es aber noch einen Ort mit dem gleichen Namen im heutigen Landkreis Potsdam-Mittelmark gab, hätten sie sie dorthin gebracht. „Am Ende hat sich alles aufgeklärt. Sie ist wohlbehalten zu Hause angekommen“, sagt Kobylka. (mz)