Verabschiedung Verabschiedung: Ein Abend der Erinnerungen
Kemberg/MZ. - Mit großen Sprüngen wurde sie am Dienstag Abend in den verdienten Ruhestand geschickt - die alte Kemberger Turnhalle. "Selbst wenn in einigen Monaten die neue Turnhalle eröffnet wird, die für einige wieder zu klein und zu niedrig ist, wir wollen nicht, dass diese einfach in Vergessenheit gerät", sagte Sportlehrer Günter Rösner, der die Geschichte des Bauwerkes Revue passieren ließ.
Fast 74 Jahre hat die Turnhalle Schülern sowie Sportlern verschiedenster Sektionen ein Dach geboten. Einiges davon wurde vorgeführt, Fuß- und Handball, Tischtennis und Geräteturnen. Neben Aktiven wagten sich einige "alte Hasen" an die Aufgaben. Dieter Ludley etwa ließ mit seinen 62 Lenzen weder Reck noch Stützbarren aus.
Mancher im Publikum verriet seine eigenen Erinnerungen. Hertha Pohle, die 1934 zur Schule kam, ist der Rundlauf im Gedächtnis geblieben, eine drehbare Scheibe, an der sich mehrere Schüler an Seilen durch die Luft schwingen konnten. Rundlauf und Ringe wurden mit Aufkommen des Volleyballs demontiert. Das Gewichtheben war die Domäne von Claus Bargende. Der langjährige Sportlehrer hat es bis zur Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1965 gebracht. Die Gewichtheber trainierten anfangs hier, später hatten sie ihr Zentrum in einer Halle am Betonwerk.
"Als die abgerissen wurde, ist auch die Sektion Gewichtheben gestorben", bedauerte Bargende. Die Idee, eine Turnhalle zu verabschieden, finde er gut. "Hier hängen viele Erinnerungen derer dran, die im Kemberger Sport groß geworden sind", meinte er. In dem Sinne war der Abend auch eine Zeitreise. Vom alten Turnerlied, vorgetragen vom Chor der Arbeiterwohlfahrt, über die Baugeschichte des Hauses (das Richtfest 1928 kostete acht Mark) bis zu alten Fotos. Vom 70 Jahre alten Bock und Medizinball bis zu den handgefertigten Eschenstäben, mit denen Stabhochsprung geübt wurde. Immerhin, das Gebäude soll eine Zukunft haben: als Aula.