Unter den Wolken segeln Unter den Wolken segeln: Segelflieger treffen sich in Renneritz

Renneritz - Gleich geht’s hoch in die Lüfte. Michael Hetzer sitzt im Segelflieger und wartet darauf, dass Pilot Claude Schramm seine Maschine startklar hat. Wie soll das gehen, mit diesem kleinen Flieger das Segelflugzeug in den Himmel zu ziehen? Und wie das geht! Das Kraftpaket hebt ab und zieht den Segler an der Leine fünf Meter pro Sekunde nach oben. Bis an die Wolkengrenze.
So wie der Berliner, der seit 35 Jahren im Segler sitzt, sind mehrere Flugbesessene auf dem Flugplatz Renneritz zugange. Gerade findet hier ein zweiwöchiges Fluglager statt - mit Leuten vom hiesigen Verein und Gästen vom SF Bad Salzdetfurt. Zu dem gehört Tjark Claaßen.
„Zum 14. Geburtstag hab ich von meinen Eltern einen Segelflug geschenkt gekriegt“, erzählt er. „Toll. Ich bin sofort in den Verein. Und vor drei Wochen habe ich mich freigeflogen.“ Damit kann der 16-Jährige nun allein fliegen. Und das geht hier in Renneritz besonders gut, wie er sagt.
Die Jungen lernen von den erfahrenen älteren Fliegern
Denn die Startbahn ist mehr als doppelt so lang wie die daheim. „Das ist schon schöner. Da hat man viele Möglichkeiten, kann immer wieder die Thermik suchen.“ Die Jugendlichen aus Bad Salzdetfurt haben ihre Zelte gleich auf dem weiträumigen Gelände aufgeschlagen. „Richtig geil“, meint er und lacht ausgelassen. „Asvath, sag du auch mal was.“ Was soll er sagen? Ist doch klar, der junge Mann aus Indien teilt Tjarks Begeisterung. Seit einem Jahr ist der Student der Luft- und Raumfahrttechnik Segelflieger. Und das quasi mit wehenden Fahnen.
Freilich lernen die Jungen von den erfahrenen älteren Fliegern, die sind nämlich auch vor Ort: von Fluglehrern wie Hedwig Schrader und Frank Ludwig und anderen. Sie haben eigens dafür Urlaub genommen.
„Uns geht es ums Fliegen und ums Kennenlernen. Wir haben schließlich das selbe Hobby“, fasst Jan Schrowangen den Sinn des Camps zusammen. Und er hat dafür noch was ganz besonderes organisiert: eine Schleppmaschine, die die Segler in die Luft zieht.
Pilot Claude Schramm sitzt seit einem Vierteljahrhundert regelmäßig im Flugzeug
Pilot Claude Schramm blinzelt in die Sonne. Alle sind jetzt erstmal am Himmel, so hat er Zeit. Seit einem Vierteljahrhundert sitzt er im Flugzeug, hat Kunstfliegerei betrieben und Segelfliegerei und heute bringt er Fallschirmspringer in die Luft, erzählt er. Und letztlich habe der Zufall ihn am Sonnabend nach Renneritz gebracht. Er war gerade mit seiner Maschine in Oppin bei den Deutschen Meisterschaften der Jugend im Vergleichsfliegen.
Von April bis Oktober, sagt der Mann, für den „alles, was länger als eine Flügelspannweite ist, unter Landstreicherei fällt“, sitze er im Flieger. „Und alles just for fun, ein ehrenamtlicher Spaß.“ Und dann geht’s am Dienstag schon weiter - nach Holzdorf. Zum Segelflugwettbewerb aller Nato-Länder. (mz)
