Ungewiss, ob saisonale oder wirtschaftliche Flaute
BITTERFELD/MZ. - Doch für die befragten Geschäftsführer von Zeitarbeitsfirmen im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist noch unklar, ob es sich bei der derzeitigen Situation um eine saisonale oder wirtschaftliche Flaute handelt.
Saison- oder konjunkturbedingt?
Für den Bitterfelder Geschäftsführer von "Aktiv Plus Personalmanagement", Hans-Jürgen Jahn, steht zunächst einmal fest: "Die großen Zeitarbeitsfirmen haben zu kämpfen." Gerade wenn diese sich im größeren Personalumfang in Schlüsselindustrien - etwa Zulieferer der Autoindustrie - engagieren. Aber Jahn mit seinen etwa 150 Arbeitnehmern kann nicht sagen, ob und wann dieser Trend auch in seiner Firma ankommt. Traditionell gehe es Ende Februar wieder bergauf.
"Doch momentan halten sich die Unternehmen bedeckt. Keiner sagt, wie es mit der Zeitarbeit weiter geht", sagt er. Dennoch hofft er auf seine Strategie: "In kleinen bis mittelständischen Betrieben muss man breit - also vom Produktionsarbeiter bis hin zum ingenieurstechnischen Personal - aufgestellt sein." Ob das ein Garant ist, werde sich im Frühjahr zeigen. Bis dahin könne alles noch abgefedert werden, aber: "Ich kann zum ersten Mal seit 18 Jahren keine Prognosen aufstellen."
Die Geschäftsführerin der "Gesellschaft für Zeitarbeit" in Köthen, Gloria Schöbe, mit ihren 30 Arbeitnehmern in der Metall- und Transportbranche weiß nicht, ob es gerade eine Schwankung oder schon eine Krise ist. "Ich möchte es nicht herbeireden oder einschätzen, denke aber, dass es bei den kleineren Agenturen später ankommen wird."
Auch der Geschäftsführer der Bitterfelder "Zeitarbeit Personalservice", Peter Michalski, gibt sich verhalten: "Von Januar bis März ist generell eine Saure-Gurken-Zeit." 40 Mitarbeiter vor allem in den Bereichen Stahl- und Anlagenbau sind bei ihm beschäftigt. Er ist der Meinung: "Wir sind in der Region verteilt und besetzen dort durch FacharbeiterNischen." Aber er wisse nicht, "ob es ab April wie gewohnt weiter geht, da sich die Auftraggeber bedeckt halten".
Dies kann der Geschäftsführer für Standortpolitik der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK), Dr. Thomas Brockmeier, erklären: "In Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs sind Unternehmer vorsichtiger - ob nun bei den Investitionen oder den Beschäftigten." Allerdings habe der konjunkturelle Abschwung bereits im ersten Quartal 2007 eingesetzt, gleichzeitig sei die Beschäftigungsentwicklung positiv gewesen. "Bis Ende 2008 war der Arbeitsmarkt sehr
robust", sagt er: "Aber regionalisierte und abgesicherte Aussagen für die ersten Monaten diesen Jahres können wohl erst im Juli getroffen werden, alles andere wäre nicht seriös." Allerdings hat die IHK in einer Umfrage herausgefunden: "Es gibt eine deutliche Überzeichnung der negativen Erwartungen, gemessen an der noch stabilen Lage."
Krise als Chance?
Dies scheint sich auch Benjamin Pietzner zu Herzen zu nehmen. Er ist Niederlassungsleiter von "Manpower SMB" in Bitterfeld: "Die Krise ist auch eine Chance." Momentan schauen viele Unternehmen, wie sich die Situation entwickelt. "Zeitarbeitsfirmen, die warten können, bis der Abschwung überstanden ist, haben es geschafft", sagt er und setzt mit den etwa 40 Arbeitnehmern im Bereich Metallbau und Chemie ebenfalls auf Facharbeiter und eine breite "Fächerung", denn so könne die Krise besser weggesteckt werden.
Ausharren lautet daher auch bei dem Geschäftsführer der Köthener Firma "Dragon-Personalservice", Bodo Slamic, die Devise. Er ist zwar der Meinung, dass die Konjunkturschwäche bei den Zeitarbeitsfirmen erst noch ankommen werde, aber dies könne eine gute Möglichkeit sein, denn: "Unternehmen werden auf Zeitarbeitsfirmen zurückgreifen, um ihre Risiken zu minimieren."
Der Controller der Köthener Firma "Permonta Montage", Manfred Fuchs, ist ebenfalls zuversichtlich: "Wir werden expandieren." Zwar seien etwa zwei Drittel der Aufträge Werkleistungen im angrenzenden Ausland und nur ein Drittel Leiharbeit im Inland: "Aber wir stellen uns in der Krise auf, um auf die Zeit danach vorbereitet zu sein."
Wann es allerdings soweit sein wird, kann keiner sagen. Aber "Zeitarbeitsfirmen sind der Indikator für die Wirtschaft", sagt die Niederlassungsleitern von "Randstad" in Bitterfeld, Katharina Dietz. Konkrete Aussagen über die Folgen des konjunkturellen Abschwungs in der Zeitarbeitsbranche können frühestens Ostern gemacht werden. Momentan könne die Branche nur versuchen Auftragsrückgänge abzufedern, sich generalistisch aufzustellen und die Arbeitnehmer weiter zu qualifizieren.