Umzug der Stadtbibliothek Umzug der Stadtbibliothek: Ein Bücherwurm in Bitterfeld

Bitterfeld/MZ - Ein riesiger Bücherwurm schlängelte sich so vom Haus der alten Bücherei in der Burgstraße über die Burgstraße und den Markt zum Rathaus. Die erste in der Reihe, die die Bücher auf die Reise schickt, ist die Bitterfelderin Natalie Schmidt. Eine treue Leserin, wie Bibliotheksleiterin Manuela Pittroff sagt, die neben ihr die Bücher weiterreicht. Seit zwölf Jahren kommt sie regelmäßig zum ausleihen. „Meine Tochter ist mit den Büchern groß geworden. Und mir haben sie sehr geholfen, die deutsche Sprache zu verstehen und zu sprechen“, sagt die Frau, die aus der Ukraine stammt.
Die Bibliothek in Bitterfeld-Wolfen hat rund 2.000 registrierte Leser: 1.000 in Bitterfeld und 1.000 in Wolfen.
Die digitale Revolution in der Stadtbibliothek wirkt sich positiv auf die Zahl der Leser und der Ausleihen aus. Die zwei Bibliotheken von Bitterfeld und Wolfen sind 2007 fusioniert. Der Bestand von fast 75.000 Medieneinheiten ist seit November 2011 im Internet einsehbar.
In den vergangenen Jahren hat die Bibliothek jährlich rund 32.000 Euro für Anschaffungen und Veranstaltungen bekommen.
„Lesen, das entspannt mich.“ Robin Derlitzki aus der vierten Klasse der Pestalozzischule sucht eher das Abenteuer auf den Seiten. „Lesen macht mir Spaß. Mein Lieblingsbuch ist ,Pumuckl’“, verrät er. Schnell reicht er Buch für Buch weiter. Warum er in der Reihe steht, das weiß er genau: nicht, weil die ganze Klasse sich an der Aktion beteiligt, sondern weil er findet, dass man auf diese Weise dem Team der Bibo auch mal ,danke‘ sagen kann. „Ganz oft konnten wir hier was machen - was angucken, spielen, zeichnen, zuhören. Deswegen helfen wir mit, weil sie uns auch so geholfen haben.“ Seine Oma, sagt Robin, steht mit in der Bücherschlange. „Da, ganz hinten.“ Dort steht auch Joachim Grollmitz. Er hält gerade Victor Hugos „Der Glöckner von Notre-Dame“ in der Hand. „Ach, den hab ich schon gelesen“, meint er.
Seit Jahr und Tag ist er Kunde der Bitterfelder Bücherei. Da ist es für ihn eine Selbstverständlichkeit, hier anzupacken. „Ich find’s ne schöne Sache“, sagt Elke Ronneburg, Vorsitzende des Seniorenbeirats Bitterfeld, von dem hier viele mitmachen. „Jung und Alt zusammen, das haut hin.“ Denn den Großteil der Kette bilden Schüler der Pestalozzischule und des Europagymnasiums. Wie Annika Wetzel und ihre Cousine Caroline Brandt. Während Annika sich ab und zu ein Buch für die Schule ausleiht oder einen Film, macht Caroline lieber Sport und spielt Keyboard.
Die letzte in der Menschenkette ist Eva Grelle aus Friedersdorf. Auch wenn ihr Gymnasium sich hier nicht engagiert hätte, meint sie, wäre sie da. Sie reicht die Bücher an die Bibliotheksassistentinnen Cathrin Förster und Emöke Acs weiter. Die haben nach knapp einer Stunde schon das dritte Regal gefüllt. Und das ist knapp die Hälfte der Büchermenge, die unterwegs ist.
Rund 1.000 Leser sind in der Bitterfelder Bücherei registriert und noch mal genau so viele in Wolfen, erklärt Manuela Pittroff. Die Bibo lebt. Der Trend zu digitalen Medien habe zugenommen. „Aber das gute alte Buch wird nicht aus der Mode kommen. Trotz E-Book wollen unsere Leser das Gemütliche, was ein Buch ja ausstrahlt - das Papier, das gedruckte Wort. Das sagen sie uns immer wieder“, so die Chefin, die den Umzug in das neue Domizil mit Freude aber auch mit ein bisschen Wehmut über die Bühne bringt. Immerhin, wirft ihre Stellvertreterin Susanne Ackermann ein, war die Bibliothek seit 1976 in dem Haus in der Burgstraße 1.
