Umwelt in Anhalt-Bitterfeld Umwelt in Anhalt-Bitterfeld: Auf Vogelsuche

Wolfen - Festes Schuhwerk, warme Sachen, Fernglas, Kamera und Notizblock: Detlev Eisewicht ist bereit für eine weitere Tour durch die Natur. Der Wolfener ist Mitglied im Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Aha) und dort Vorsitzender der Bitterfeld-Wolfener Ortsgruppe. „Ein Einzelkämpfer“, weiß er selbst. Eisewicht wird dennoch nicht müde, für die Natur vor der Haustür zu werben. „Wir müssen die Leute wachrütteln und auf die Bedeutung der Biotope aufmerksam machen.“
Eisewicht ist immer wieder auf Schusters Rappen unterwegs. Die Exkursionen wie jene am Sonnabend sind alles andere als Massenveranstaltungen. „Aber ich bin gern dabei“, sagt Eckhard Blume. Der Fuhnestädter ist bekennender Naturfreund und nimmt trotz fortgeschrittenen Alters jede Menge Kilometer unter die Füße. „Man sieht einfach sehr viel. Ich bin auch gespannt, was wir heute finden werden.“
Kein Selbstzweck
Doch die Tour in den Wolfener Busch ist deutlich mehr als bloße sportliche Herausforderung. Detlev Eisewicht und Co. wollen die Vogelwelt beobachten. Das ist alles andere als Selbstzweck. „Im Arbeitskreis haben wir das große Ziel, Flächen wie den Wolfener oder Reudener Busch unter Naturschutz zu bekommen. Dafür sammeln wir Argumente“, erzählt Eisewicht. Für ihn ist der Busch beileibe nicht nur ein Sammelsurium an Bäumen. „Das ist Lebensraum und ein Ort, den Vögel im Winter immer wieder nutzen.“ Der Naturfreund hat beobachtet, dass durchziehende Vögel hier rasten, andere regelrecht überwintern.
Welche Tiere aktuell im Busch zu Hause sind, will er erkunden. „Vielleicht haben wir Glück und sehen Seidenschwänze.“ Die Vögel sind in den Polargebieten Skandinaviens und Russlands zu Hause. Gibt es dort kein Futter mehr, ziehen sie nach Süden und kommen auch in hiesige Breiten. Detlev Eisewicht ist außerdem gespannt auf Schwanz- und Weidenmeisen, Bunt- und Schwarzspechte.
„Bei uns ist viel los. Das kann ich schon sagen.“ Peter Unger hat seit Jahrzehnten in der Gartenanlage „Am Busch“ seine Parzelle. Er begleitet die Naturfreunde und erzählt von seinen Beobachtungen. Amseln würden seltener werden. „Dafür haben wir Waschbären hier. Und jede Menge Spechte.“ Hobbygärtner Unger berichtet von Beobachtungen und schaut selbst genau hin. Eine Ringeltaube zieht in luftiger Höhe vorbei. Sie findet ebenso Eintrag im Beobachtungsbuch wie die Feldsperlinge und ein paar Amseln.
Trend aus Daten
„Einmal beobachten reicht natürlich nicht. Wir müssen häufiger raus. Dann kann von den Daten ein Trend abgeleitet werden.“ Detlev Eisewicht fühlt sich allerdings schon jetzt bestätigt. „Der Wolfener Busch ist ein beliebtes Revier zur Nahrungssuche.“ In unmittelbarer Nachbarschaft der Gartenanlage hat der Naturfreund zusammen mit Eckhard Blume einen Waldbaumläufer ausfindig gemacht. Der ist auf den ersten Blick unscheinbar. Mit seinem pinzettenartigen Schnabel ist der Vogel jedoch in der Lage, tief zwischen die Baumrinde zu kommen und Käfer zu fassen. Auffällig ist sein stetes Auf und Ab an den Stämmen. „Daher kommt der Name Baumläufer“, wissen Eisewicht und Blume. Nach gut vier Stunden Tour sind sie am Ziel. Sie haben zwar nicht die Masse an Vögeln gesehen. „Aber es sind viele da. Manche haben wir auch nur gehört.“ Wie die Situation im Salegaster Forst und im Reudener Busch aussieht, wollen sie demnächst erkunden. (mz)
