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Turniertanz Turniertanz: Der Mann für die Punkte

Von Brigitte Mittelsdorf 23.02.2004, 18:02

Bitterfeld/MZ. - Die tänzerische Heimat des Bitterfelders ist der Tanzclub Grün-Gold Leipzig. Dort ist er seit 20 Jahren der Vorsitzende, und er gehört zu den insgesamt nur fünf Wertungsrichtern in Sachsen, die bei Deutschen Meisterschaften dabei sein dürfen. Doch hat alles weit vor den Tafeln mit den magischen Zahlen begonnen - in der Tanzschule Seifert in Bitterfeld.

Ehefrau Christel erinnert sich: "Tango, den konnte er am besten." Beide schon aufgenommen im Kreis der Fortgeschrittenen. Und was auf der Tanzfläche begann, hielt für ein Leben. Ab 1956 20 Jahre lang über 200 Turniere in der Sonderklasse in Standard und Latein. Im Alter von 35 - das mag ein bisschen merkwürdig klingen - der Wechsel in die Seniorenklasse. Auf Anhieb Deutscher Meister. Das war 1973. So hätte es weitergehen können, doch eine Kniescheibenverletzung verweigerte Christel Bauerschäfer den Tanzboden für immer.

Ein Leben ohne Tanz? Kein Gedanke daran. "Ich habe sofort als Wertungsrichter angefangen", sagt ihr Mann. Sie selbst arbeitet in der Protokollgruppe - kein Turnier, welches das Paar nicht gemeinsam erlebt. Und: Sie schneidert noch immer wunderschöne Kleider für die Tänzerinnen.

Der Wechsel vom Bewerteten zum Bewerter - ein flaues Gefühl? "Na ja", sagt Dieter Bauerschäfer, "anfangs schon." Diejenigen beurteilen, mit denen man gerade noch getanzt hat und befreundet ist? Und dann vielleicht einen sechsten Platz geben? "Ganz am Anfang habe ich das abgelehnt." Doch: "Irgendwann muss man einen Strich ziehen."

Nun beobachtet er schon so lange ganz genau, was auf der Tanzfläche passiert. "Ein geschultes Auge ist nötig", sagt er, "immerhin müssen sechs Paare sofort gesehen, verglichen werden. Und ein Tanz dauert nur eineinhalb Minuten." Und Fachwissen ist wichtig: Bewegungsabläufe, Charakteristik der Tänze, Rhythmusgefühl, Körperhaltung. "Es kommt zugute, dass man selbst getanzt hat."

Natürlich hat auch Dieter Bauerschäfer Vorlieben. Den Slow-Fox, sagt er, den sieht er am liebsten. Weil er so schwierig ist und die Tänzer eine große Balance brauchen. Doch trübt dies nicht seine Objektivität. Und wenn jemand etwas verpatzt, dann denkt er schon: Ach, schade. Doch Mitleid nützt nichts. Das könnte sogar den Verlust der Lizenz mit sich bringen. "Wer falsch wertet", sagt er, "der verliert sie für ein Jahr." Und damit so etwas nicht passiert, gibt es jährlich dreitägige Schulungen zur "Lizenzerhaltung für Wertungsrichter."

Nur manchmal, da leistet er sich Großzügigkeit. "Bei den Schülerpaaren", sagt er, "die sind so aufgeregt, machen schnell mal einen Fehler." Doch wenn dieser gleich korrigiert wird, "dann habe ich schon einen kleinen Ermessensspielraum. In höheren Klassen nicht mehr."

Bei den deutschen Meisterschaften zum Beispiel. Nach der Wende hat Dieter Bauerschäfer schon mehrere gewertet. Für ihn ein Höhepunkt: Augsburg 1996. "Dort waren die besten Lateintänzer der Welt - Ralph Müller, Olga Müller-Omeltschneko. Ein tolles Gefühl."

Übrigens: Dieter Bauerschäfer wird auch wieder in Friedersdorf dabei sein - beim 10. Bernsteintanzturnier im November.