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Tücken der Abgeschiedenheit

Von Marcel Duclaud 27.05.2005, 15:10

Woltersdorf/MZ. - Schnell wurde offenbar, dass man sich wohl fühlt im entlegenen Woltersdorf, dort, wo die Straße endet und die Ruhe groß ist. Meistens zumindest, denn Crossfahrer lieben es schon mal, in den Abendstunden durch das Dorf zu knattern.

"Im Sommer ist hier mehr los als in Zahna", behauptet kühn Simone Meißner. "Dann stehen die Leute am Gartenzaun und schnattern. Hier wird viel miteinander geredet." Auch junge Leute scheinen Trubel nicht zu vermissen: "Es ist schön, im Dorf aufzuwachsen", befindet die 12-jährige Lisa Birke. Und Frank-Peter Meißners Sohn, der auswärtig tätig ist, komme in die Heimat, so oft es eben gehe. Wie um die Idylle zu unterstreichen, kreist ein Schwarzstorch über dem Dorf und landet in den Wiesen, wo er genug Futter findet.

Aber klar, Probleme gibt es auch. Zuvörderst ist da die eineinhalb Kilometer lange Zufahrtsstraße zu nennen, die nach wie vor keine Asphaltdecke besitzt. Erich Winkler: "Sollte alles schon fertig sein, das war zumindest versprochen." Wenn es kräftig regne, verwandle sich der Weg in eine Schlammpiste, berichtet Ruth Dorn. Das Auto sehe dementsprechend aus.

Und dass die Abgeschiedenheit von Woltersdorf ihre Tücken hat, weiß Simone Meißner, Mutter von drei Kindern, nur zu gut. Ein Bus verirre sich schon seit längerem nicht mehr in den Ort. Sie muss ihre Kinder dorthin fahren, wo die nächste Schulbus-Station ist. Vor diesem Hintergrund sei die geplante Schließung der Zahnaer Sekundarschule eine Katastrophe. "Wenn im Südkreis die Standorte Kemberg und Bad Schmiedeberg erhalten werden sollen, warum konnten dann nicht auch Zahna und Elster bleiben", fragt sie, die gekämpft hat um die Zahnaer Schule. Ihr Fazit: "Man darf nicht zu jung sein und nicht zu alt, um hier zu wohnen. Und wenn ich mal ausfalle, ist die Not groß".

An alte Zeiten erinnerte Erich Winkler beim Treffen unter der Eiche. Seine Schwiegermutter betrieb einst, bis in die 60er Jahre hinein, eine Gaststätte. Es gab damals auch Armbrust-Schießen und einen Maibaum, der regelmäßig aufgestellt wurde. "Hier war schwer was los", nickte Ruth Dorn und dann wurde ausführlich darüber diskutiert, ob es denn lohnen würde, wenn es wieder eine Gaststätte gäbe im kleinen Woltersdorf.