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Trotz massiver Bürger-Proteste Trotz massiver Bürger-Proteste: Deponie wird in Roitzsch gebaut

Von Detmar Oppenkowski 26.03.2014, 19:00
Geschäftsführer Andreas Heilmann stellt die Pläne vor.
Geschäftsführer Andreas Heilmann stellt die Pläne vor. kehrer Lizenz

roitzsch/MZ - Die Dimensionen der geplanten Übertagedeponie an der B 100 bei Roitzsch sind gewaltig. Nach den Plänen der GP Papenburg Entsorgung Ost GmbH, die die Anlage im Herbst dieses Jahres offiziell in Betrieb nehmen will, wird die Abfallablagerungsfläche so groß wie 35 Fußballfelder sein und - nach der prognostizierten Laufzeit von 28 Jahren - fast 30 Meter in den Himmel ragen. Auch daher wird im Ort von einer Hochmülldeponie gesprochen.

Roitzscher Bürgerinitiative dagegen

Dass diese trotz massiver Proteste der Roitzscher Bürgerinitiative errichtet werden darf, bestätigt auf MZ-Nachfrage das Landesverwaltungsamt in Halle. „Mit dem abfallrechtlichen Planfeststellungsbeschluss wurde die Errichtung und der Betrieb einer Deponie der Deponieklasse II am Standort Roitzsch durch die GP Papenburg Entsorgung Ost GmbH zugelassen“. Deren Geschäftsführer Andreas Heilmann sagt: „Wir bereiten gerade den ersten Deponieabschnitt vor.“ Doch was soll hier eigentlich entsorgt werden?

Laut Definition handelt es sich bei der Klasse II um eine Deponie „für belastete, aber nicht gefährliche Stoffe“. Alleine zehn der 130 Beschlussseiten befassen sich mit den Abfallarten, die bei Roitzsch abgelagert werden dürfen. „Allgemein“, so Deponieleiter Harry Ulbrich, „sprechen wir von mineralischen Abfällen, also Bauschutt oder Betonbruch.“

Um zu verhindern, dass belastete Stoffe in den Boden oder das Grundwasser gelangen, werde zunächst eine zwei Meter hohe Schicht aus Erde, Ton und Folie - also eine Abdichtung - nach „den geltenden gesetzlichen Bestimmungen“ errichtet und durch Messsysteme überwacht.

75 Lastkraftwagen täglich

Nach Inbetriebnahme rechnet das Unternehmen mit 75 Lastkraftwagen täglich, die die Anlage ansteuern. „Allerdings kippen die ihre Last nicht irgendwo hin“, so Geschäftsführer Heilmann. „Das Areal ist in zehn Abschnitte von jeweils zwei bis drei Hektar unterteilt.“ Nacheinander würden hier die Abfälle auf der ersten Arbeitsebene aufgeschüttet. Sei das geschehen, arbeite man auf der nächsten Ebene weiter. So wächst die Hochmülldeponie stetig an. Deren Gesamtablagerungskapazität wird am Ende 2,8 Millionen Kubikmeter betragen. Was das Gesamtvorhaben in Summe kostet, will Heilmann nicht konkret benennen, spricht aber allgemein von einem „zweistelligen Millionenbetrag“.

Auf die Frage, warum man diese Investition - trotz des gesellschaftlichen und politischen Protests - bei Roitzsch tätigt, antwortet Heilman: „Die Standortvoraussetzungen und die logistische Anbindung stimmen. Zudem wird so eine Ablagerungsfläche in der Region benötigt.“

Klage eingereicht

Das sieht die Bürgerinitiative „Keine Hochmülldeponie in Roitzsch“ bekanntlich anders. Die Setzungen und Sackungen auf dem aufgeschütteten Bergbaugelände sowie der Grundwasserwiederanstieg seien noch nicht abgeschlossen, argumentierten sie immer wieder. Auf Nachfrage zum Planfeststellungsbeschluss und Hochbetrieb auf dem Gelände sagt der Vorsitzende der Initiative, Dietmund Wolf: „Wir sind einfach sprachlos.“ Nach eigenen Angaben habe man gegen den Planfeststellungsbeschluss bereits Klage eingereicht. Nun arbeite man an der Klagebegründung. „Daher werde ich mich jetzt nicht zu inhaltlichen Punkten äußern.“ Auch der Stadtrat Sandersdorf-Brehna habe sich dafür ausgesprochen, Dietmund Wolf bei seiner Klage gegen den Feststellungsbeschluss des Landesverwaltungsamtes zu unterstützen, teilt Bürgermeister Andy Grabner (CDU) mit.

Während die Bürgerinitiative also mit juristischen Mitteln noch versucht, die Hochmülldeponie zu verhindern, schafft die GP Papenburg Entsorgung Ost GmbH seit geraumer Zeit Tatsachen. So ist der Eingangskontrollbereich samt Verwaltungsgebäude mittlerweile fast fertig. Denn in einigen Monaten wird nach dem derzeitigen Stand der Dinge der Deponiebetrieb wohl aufgenommen werden.

Hier soll die Deponie entstehen.
Hier soll die Deponie entstehen.
André Kehrer Lizenz