Tierquälerei in Sandersdorf Tierquälerei - Kater wird in Sandersdorf angeschossen

Sandersdorf - Ewa und Gunter Sonnenschein sind noch immer fassungslos. Auf ihren Kater Fridolin ist scharf geschossen worden. Mitten in Sandersdorf. Und das ist das offenbar kein Einzelfall.
Die Folgen waren für den Vierbeiner verheerend: Fridolins Hinterbeine wurden durch den Schuss gelähmt. Jeden Tag führt der Weg des Ehepaares jetzt zur Tierarztpraxis von Ingo Schmidt in Sandersdorf. Dort hat ihr Kater nach einer Operation vorübergehend sein Quartier.
Tierarzt Ingo Schmidt hat ein Diabolo entfernt, das von einem Luftgewehr stammt. Der erfahrene Veterinär geht davon aus, dass der Kater aus kurzer Distanz angeschossen wurde. Dafür spricht, dass das Geschoss durch die bei Katzen robuste Rückenmuskulatur bis in die Wirbelsäule durchgedrungen und dort steckengeblieben ist. „Wer macht so etwas?“ Ewa Sonnenschein schüttelt den Kopf. Sie hat den Fall bei der Polizei angezeigt.
Kein Einzelfall
Kater Fridolin, der sich mit letzter Kraft und gelähmten Hinterbeinen nach Hause geschleppt hatte, ist kein Einzelfall. Tierarzt Schmidt hat nicht selten mit angeschossenen Tieren zu tun. „Meist sind das allerdings Zufallsbefunde, die ich bei der Behandlung einer anderen Krankheit oder Verletzung entdecke. Die Munition sieht man dann plötzlich auf dem Röntgenbild.“
Die angeschossenen Tiere kommen dabei nicht nur aus Sandersdorf, sondern auch aus anderen Gegenden. Aus der Gemeinde Muldestausee zum Beispiel hat unlängst ein Mann die Bitterfelder Tierheimleiterin Grit Koeckeritz alarmiert: Er hatte eine angeschossene Katze in seinem Garten gefunden.
„Wie man so hört“, sagt Koeckeritz, die Mitglied des Tierschutzvereins Anhalt-Bitterfeld ist, „häuft sich das in letzter Zeit. Wir hatten bei uns aber noch kein Tier mit solchen Verletzungen.“ Den Muldensteiner hat sie zum Ordnungsamt verwiesen.
Hoffnung auf Erfolg
Zu einer steigenden Zahl von Anzeigen bei der Polizei wegen tierischer Schussverletzungen ist es aber noch nicht gekommen, erklärt der Chef des Bitterfelder Revierkommissariats, Peter Ziehm. „Das ist eher selten. Viele Tierbesitzer kriegen so eine Verletzung auch gar nicht mit oder behalten sie für sich. Es ist auch ziemlich selten, dass mit Luftdruckwaffen in der Natur rumgeballert wird.“ Auch Giftköder, die eventuell ausgelegt werden, seien kein Problem, mit dem sich die Polizei derzeit beschäftigen muss.
Ewa und Gunter Sonnenschein indes hoffen, dass ihre Anzeige Erfolg hat. Die Chancen sind nicht schlecht. „So ganz aussichtslos ist das nicht“, sagt Ziehm und verweist auf einen ähnlichen Fall, der sich in Bitterfeld abgespielt hat: Es kam zu einem Verfahren. „Das ist eine Straftat und wenn wir den Täter ermitteln, kriegt er eine Strafe.“
Ewa Sonnenschein wartet nun auf Friedolin - mit ihrer zweiten Katze Victoria. „Sie vermisst ihn“, sagt die Tierfreundin, die das Tier einst aus dem Bitterfelder Tierheim geholt hat. Victoria sei scheu und reiße lieber aus, als dass sie neugierig auf jemanden zugehe. „Da ist der Kater anders. Er ist noch jung. Arglos und neugierig geht er dorthin, wo er Stimmen hört oder Leute sieht“, erzählt sie und vermutet, dass das Tier so in diese verhängnisvolle Situation kam.
Für die Sonnenscheins ist ganz klar: „Wir halten nicht still. Wenn man sich nicht wehrt, denken solche Leute doch, sie können’s wieder tun.“ Jetzt hoffen sie, dass Fridolin bald rumspringt wie vor der schlimmen Verletzung. (mz)