Theaterproduktion Theaterproduktion: «Der kleine Tag» probt seinen großen Auftritt
Wittenberg/MZ. - Es ist Mittwoch Abend und im großen Saal des Hauses in der Thomas-Müntzer-Straße laufen die Proben auf Hochtouren. Da will der musikalische Leiter, Frank Sültemeyer, ein Keyboard leiser haben. Mechthild Andersch, unterwegs als Supervisor für Gesang, muss soufflieren, doch weiß sie nicht wie, "weil die Musik viel zu laut ist". Da könne man nur "dazwischen pläken oder hoffen, dass niemand seinen Text vergisst". Anja will wissen, ob sie sich heute schminken soll. Ein Mädchen kann seine Truppe nicht finden. Auf der Bühne wird gesägt.
Sollte angesichts dieser Hektik im Raum tatsächlich jemand aufgeregt sein, dann ist es niemandem anzumerken. "Hektik gehört dazu", findet Silvio Wiesner, der das Stück nach einer Vorlage von Rolf Zuckowski mit der Wittenberger Kreismusikschule und dem Tanzstudio Porwol inszeniert. Als sich dann aber einige der 138 Darsteller plötzlich im Auditorium tummeln, ist es Wiesner, der bellend die Stimme erhebt: "Ab heute sitzt hier niemand mehr im Saal. Das könnt ihr zur Vorstellung auch nicht. Gewöhnt euch beizeiten dran!" Ende der Durchsage. Danach gibt es nur noch eins: proben, proben, proben.
In Erscheinung tritt Barbara Schüler, die das Publikum als Erzähler durchs Stück führen wird und in dessen Mittelpunkt jenes phantastische Lichtreich steht, in dem alle Tage ihr eigenes Reich haben. Diejenigen, die ihren Auftritt auf der Erde bereits hinter sich haben, prahlen mit ihren Erfolgen. Andere, der kleine Tag etwa, müssen sich noch gedulden und geben sich derweil ihren Träumen hin. "Ich möchte ein Tag sein, den man nicht vergisst", singt Josefine Gaschel.
Im Dunkel des Saales schweigt Silvio Wiesner. Konzentriert beobachtet er nicht nur seine Darsteller, sondern auch den steten Wechsel der Bühnendekoration. Bild um Bild schiebt sich ins Geschehen. Wiesner selbst hat die Kulissen entworfen. Für den 27-Jährigen ist dies nicht die erste Inszenierung. Vor Jahren schon lieferte er mit der Musical-Collage "Friday Night" sein erfolgreiches Regiedebüt ab. Josefine Gaschel hingegen hat in derart aufwendigen Produktionen noch nicht mitgewirkt. Entsprechend groß ist ihre Nervosität. Und wie sie die Stunden vor ihrem großen Auftritt als kleiner Tag über die Runden bringen soll, weiß sie auch noch nicht. Dann sagt sie: "Der Tag wird schon rumgehen."
"Der kleine Tag", Premiere am Sonnabend, 19 Uhr. Nächste Vorstellung am 6. Dezember. Karten-Tel. 03 49 1 / 40 25 81.