Taube mit einem polnischen Ring
Wittenberg/MZ. - "Es ist eine ganz Schmucke", lautet das Urteil von Rolf Kraege über die jüngst in Wittenberg zugeflogene fremde Brieftaube. Bei der Familie Neubert in der Elstervorstadt hatte sich das erschöpfte Tier vor einiger Zeit niedergelassen (die MZ berichtete), ließ sich füttern, aber nicht einfangen. Zwei Wittenberger Brieftaubenzüchter haben sich inzwischen den Tieres angenommen.
Ungewöhnlich sei es schon, meint Brieftaubenzüchter Kraege. "Sie hat sich da hingesetzt, wo keine anderen Tauben sind. Normalerweise suchen sie die Nähe ihrer Artgenossen." Vielleicht sehe das Gehöft ihrer Heimat ähnlich, mutmaßt er. Jedenfalls haben er und Heinz Hille das Tier eingefangen, nachdem es schon zwei Wochen bei der Familie Neubert "logiert" hat.
Ein Blick auf den Ring der rotfahlen männlichen Jungtaube verrät, dass sie aus Polen stammt. Jetzt versuchen die Züchter auf drei Wegen, den Eigentümer zu ermitteln. Zum einen mit einer e-mail an den polnischen Verband, aber von dort kam noch keine Reaktion. Außerdem informierten sie den deutschen Verband, der Ringnummer und Beschreibung in der Fachzeitschrift veröffentlicht.
Zum dritten hat Rolf Kraege über einen Zuchtfreund, der aus Polen stammt, Verbindung aufgenommen und herausgefunden, dass der Besitzer in der Nähe von Wroclaw beheimatet ist.
"Jetzt können wir nur warten", sagen die Züchter. Der Besitzer entscheidet, was weiter geschieht. Entweder holt er das Tier ab oder er gibt dem Finder den Eigentumsnachweis, dass dieser es behalten kann. Auf große Flüge wird es in letzterem Fall wohl nicht mehr gehen. "Diese Tauben haben sozusagen eine zweite Heimat. Wenn sie freiwillig an dem neuen Ort geblieben ist, kann es vielleicht funktionieren", meint Kraege. Aber eine Garantie gebe es nicht.
Das Täubchen sitzt jetzt bei Heinz Hille im Schlag und harrt der Dinge, die da kommen. "Durch die Veröffentlichungen in der Zeitung bekommen wir zum Glück immer wieder Hinweise, wo erschöpfte Brieftauben landen, die wir dann wieder an ihre Besitzer vermitteln können", freut sich Hille. Der Brieftaubenzüchter dankt ausdrücklich all jenen Lesern, die in den vergangenen Jahren Tauben gepflegt und gemeldet haben.