Tagespflege "Nähkästchen" Tagespflege "Nähkästchen" in Wolfen: Eine Altenpflege mit Mitspracherecht

Wolfen - Melanie Höllrigl und Katrin Matthei-Zahrt haben in Wolfen-Nord die Tür zu einer neuen Welt aufgestoßen. Ihrer neuen Welt. Die „Tagespflege Nähkästchen“ in der Otto-Schmidt-Straße 2 ist das beruflich liebste Kind der Diplom-Pflegewirtin und der examinierten Krankenschwester. Beide starten mit dem „Nähkästchen“ voller Zuversicht in die Selbstständigkeit.
Der Bedarf an Betreuung älterer pflegebedürftiger Menschen ist auch ihnen seit langer Zeit bekannt. Sie wollen mit dem „Nähkästchen“ allerdings mehr als Durchschnitt sein. „Es ist nicht wichtig, wie alt man wird, sondern wie man alt wird“, meinen beide Frauen und haben ihre Tagespflegeeinrichtung entsprechend gestaltet. Der Besucher soll sich gut aufgehoben und trotz mancher Einschränkungen nicht abgeschoben fühlen.
Ältere Menschen sollen der Isolation zu Hause für ein paar Stunden entkommen
„Schluss mit Langeweile und Einsamkeit“, gibt Katrin Matthei-Zahrt Pflegebedürftigen und Angehörigen mit auf den Weg. Das „Nähkästchen“ ist für die Menschen da, die tagsüber eine kontinuierliche Pflege und Betreuung benötigen, um eine dauerhafte stationäre Pflege zu vermeiden oder hinauszuzögern. „Es geht aber auch darum, der Isolation zu Hause für ein paar Stunden zu entkommen.“
Das Angebot steht allen offen: Personen mit oder ohne Pflegestufe, älteren und jüngeren Menschen. „Nur Schwerstpflegefälle wie Wachkoma-Patienten oder Personen zur Beatmung können wir nicht betreuen“, erklärt Katrin Matthei-Zahrt. „Wer Hilfe und Informationen braucht, sollte sich einfach bei uns melden. Wir werden dann nach Lösungen suchen.“
Die Einrichtung in Wolfen-Nord hat Platz für 15 Pflegebedürftige, die wochentags zwischen 9 und 16 Uhr betreut werden. „Nähkästchen“ übrigens ist kein zufälliger Name. „Wir haben doch die Generation über 70 Jahre im Blick. Das sind diejenigen, die mit Handarbeit und Handwerk aufgewachsen sind“, meinen die Inhaberinnen der Tagespflege. Nicht zufällig haben sie deshalb in ihren Räumen eine Nähstube und einen Kreativbereich mit Werkbank eingerichtet. Im Frühjahr soll außerdem ein Garten entstehen. Anpacken, soweit es der Gesundheitszustand erlaubt: Das ist die Idee dahinter.
Die Besucher der Einrichtung sollen sich in den Tagesablauf einbringen und ein Mitspracherecht erhalten
Der Besucher soll sich wohlfühlen und heimisch sein. Deshalb gibt es Räume mit Leseecken und Entspannungssesseln. Ruheräume sind für diejenigen eingerichtet, die zwar Gemeinschaft bevorzugen, dem Trubel aber dennoch zumindest zeitweise entfliehen wollen.
Es gibt außerdem einen großzügigen Küchenbereich und eine klare Ansage. Der Besucher bringt sich in den Tagesablauf ein, hat Mitsprache bei den Mahlzeiten und kann aus einer ganzen Reihe an Angeboten wählen. Frisör, Fußpflege, Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie inklusive.
Die Idee zur Selbstständigkeit hatten Melanie Höllrigl und Katrin Matthei-Zart bereits vor gut einem Jahr. Übers Knie brechen wollten sie alles indes nicht. „Wir haben mit der EWG und der Gründungsberaterin zusammengearbeitet, Businesspläne erstellt“, blicken die Gründerinnen zurück. „Was gut vorbereitet ist, wird gut“, spielt Armin Schenk, Chef der EWG, den Ball zurück. (mz)
Die Tagespflege „Nähkästchen“ gibt es seit dem 1. Januar. Die Einrichtung für die Betreuung von bis zu 15 Personen ist in der Otto-Schmidt-Straße 2 in Wolfen-Nord zu finden. Sie steht prinzipiell allen pflegebedürftigen Personen offen: Und zwar unabhängig davon, ob diese über eine Pflegestufe verfügen oder nicht.
Das „Nähkästchen“ hat wochentags von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Pflegebedürftige werden mit dem hauseigenen Fahrdienst befördert. (mz/ur)