Tafelsilber sorgsam gehütet
Großzöberitz/MZ. - Der Zyklus von Ölgemälden mit dem Titel "Tafelsilber" und die Kaltnadelradierungen nach Motiven italienischer Städte haben viele Besucher angelockt. Lars Petersohn ist ein leiser, zierlicher Mensch, dem die einführenden Worte ins eigene Werk schwer fallen. Wenn man sich dann aber seine Bilder anschaut (die Kritik nannte sie einen "Tummelplatz sprühender Lebendigkeit") möchte man hinter ihrem Schöpfer eher einen Schwerathleten des Ölgemäldes vermuten.
Der Künstler wurde 1964 in Leipzig geboren, wuchs in Berlin auf und lebt heute in Halle. Auf Burg Giebichenstein hat er Grafik und Malerei studiert. Heute ist er anerkannt und preisgekrönt. An der Gegenständlichkeit seiner Werke erkennt man, dass Petersohn ein handwerklich geschulter Maler ist. Er liebt es, "Dinge in Ecken zu stellen, die kompositorisch nicht zusammengehören". Das Auflösen der Formen, der anscheinend wüste Umgang mit dem Material, das wilde Zusammenstoßen gebrochener Farben zeigen die unverwechselbare Emotionalität. Wer aber nun glaubt, das Wilde lasse auf die Geschwindigkeit der Herstellung schließen, der irrt. "Ich liebe heftig gemalte Bilder, aber ihre Entstehung geschieht langsam, sie kann bis zu einem oder anderthalb Jahren dauern. Nur die Vollendung kommt manchmal sehr schnell", sagt Petersohn.
Zu seinen Vorbildern zählen Baselitz und Jackson Pollock. Der Vergleich zu deren eruptiver Malweise liegt nahe. Natürlich habe er zu Anfang auch von Vorbildern gelernt und sich an ihnen orientiert. "Jetzt aber sehe ich mehr die Unterschiede zwischen mir und den anderen, auch fühle ich mich nicht mehr zum direkten Vergleich mit ihnen herausgefordert", so Petersohn. Dazu sagt Professor Thomas Rug, der den Künstler schon manches Jahr beobachtet und begleitet hat, in seinen einführenden Worten: "Petersohns Arbeiten verweigern sich nicht dem von Puristen so beargwohnten außermalerischen Zugang. Sie sind aber ebenso gut als Stilleben und kulinarische Spätbarockreminiszenzen in der besonderen Art von Küche zu Hause, deren Rezepturen zu den Petersohnschen Gerichten führen."
Auf dem "Tafelsilber"-Zyklus erkennt man unter anderem einen Grill mit Fischen, einen Pokal, gedeckte Tische, was einen der Besucher zu der Bemerkung veranlasst, hier seien ja "Tafelfreuden" dargestellt. Der Künstler selbst beschreibt den Zyklus mit den Worten: "Als Tafelsilber bezeichnet, wohnt den Dingen ein Verlustgedanke inne, sie werden unantastbar, sorgsam gehütet, geputzt, bei Gefahr begraben. Erst mit dem Verlust werden sie zum real gewesenen Wert." Auf die Frage, woran er aktuell arbeite, sagt er: "Ich beschäftige mich gerade mit dem Thema Kind: die Manifestation der Zeit, des Augenblicks, des Nie-wieder."
Nachdem der offizielle Teil beendet ist, bietet Reinhard Bauer, Hausherr auf Gut Tannepöls, wo regelmäßig auch Wein- und Kochseminare stattfinden, Proben aus Küche und Keller an.