Staunen über einen sportlichen Luther
Pretzsch/MZ. - Diese ungewöhnliche Leistung - mancher spricht auch von einer verrückten Idee - zu würdigen, hatte sich Pretzsch gut vorbereitet. An die 50 zumeist ältere Menschen säumten den Weg und erwarteten Luther, wie einst vor Jahrhunderten ihre Vorfahren vielleicht des berühmten Wittenbergers harrten.
Der Bürgermeister hatte eine Tracht angelegt - zum ersten Mal, wie er betont. Neben ihm im Gewand von Bauern Georg und Christine Milewski. Die beiden wollten zumindest bis zur Landesgrenze mitgehen: "Eine super Aktion", schwärmt das Ehepaar. Wenige Meter weiter standen einige junge Damen - Kinder vom Schloss Pretzsch. Sie trugen die Kleider, die früher angelegt werden mussten, damals, als im Schloss noch ein Waisenhaus untergebracht war. Warum sie gekommen sind? Betreuerin Manuela Semlin: "Luther kommt so oft nicht vorbei."
Und natürlich stand Wegzehrung bereit: Bier aus einem Pretzscher Maßkrug, Elbe-Kiesel und Schlehenwein, Fladenbrot und Eberhardinen-Trunk. Und dann schritt er tatsächlich ein - würdevoll und launige Sprüche auf den Lippen: "Gott zum Gruße, liebe Pretzscher, geht Ihr auch fleißig zur Kirche?" Da entschlüpfte einer alten Dame, die im Hoftor stand der erstaunte Ausruf: "Als wäre es der echte Luther."
Am Markt wurden die Wanderer mit Beifall empfangen. Bürgermeister Karlheinz Horn reichte Luther-Naumann den Bierseidel, was den zu folgenden Worten veranlasste: "Bier ist stark, stärker ist der König, noch stärker die Weiber. Am stärksten jedoch ist die Wahrheit." Bevor er sich wieder auf den Weg machte, bemerkte Luther mit einem Blick auf den Pretzscher Stadtvater: "Wittenbergs Oberbürgermeister hat es nicht unterlassen, uns zu begleiten." Horn indes gab ihm auf den Weg: "Bringet Kunde von einer aufstrebenden Metropole in die Welt."
Ständig begleitet wurde Bernhard Naumann von einem älteren Herrn, Winfried Wagner aus Bobbau, und drei jungen Männern: Marco Simon aus Splau sowie Sebastian Wildgrube und Simon John aus Meuro. Warum sie die Tour auf sich genommen haben? Simon John: "Weil ich das Flair erleben wollte. Und eine Herausforderung ist es natürlich." Sebastian Wildgrube: "Ich bin zum Luther-Gymnasium gewechselt, weil Pretzsch zugemacht hat. Hier mitzugehen ist auch ein Dank, dass ich bei Luthers so gut aufgenommen wurde."