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Sportler mit Geldsorgen Sportler mit Geldsorgen: Pandemie hat Vereine in Raguhn-Jeßnitz in finanzielle Not gebracht

Von Tim Fuhse 17.01.2021, 11:00
Teams treten 2019 im sogenannten Dickbootrennen an - beim Bootshausfest des Jeßnitzer Kanuclubs. Letztes Jahr musste die Fete ausfallen.
Teams treten 2019 im sogenannten Dickbootrennen an - beim Bootshausfest des Jeßnitzer Kanuclubs. Letztes Jahr musste die Fete ausfallen. Kehrer

Jeßnitz - Hüpfburg, Bühnenshows und kalte Getränke, dazu das eine oder andere Rennen auf der Mulde. Drei Tage lang feiert der Jeßnitzer Kanuclub im Juni oder Juli sein Bootshausfest - zumindest in den letzten Jahren war das so. Nicht jedoch 2020. Vergangenen Sommer musste die Fete wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.

Auch an Himmelfahrt konnte nicht der gewohnte Besucheransturm empfangen werden. Für den Kanuclub war das doppelt bitter. Denn die Feierlichkeiten sind nicht nur Höhepunkte des Vereinslebens, sondern auch eine wichtige Einnahmequelle. „Da kommt schon immer was rein“, sagt Klaus Kieseler, der Vereinsvorsitzende.

Pandemie und Kontaktensperren haben die meisten Vereine zu Veranstaltungsabsagen genötigt

Die Kanuten sind da nicht allein. Pandemie und Kontaktensperren haben die meisten Raguhn-Jeßnitzer Vereine in den vergangenen Monaten zu Zwangspausen und Veranstaltungsabsagen genötigt - und einige von ihnen vor finanzielle Probleme gestellt. Die Stadt ruft deshalb dazu auf, die örtlichen Clubs mit Spenden zu unterstützen. Im November wurde ein entsprechendes Konto eingerichtet.

Mittlerweile ist hier auch tatsächlich schon Geld eingegangen. „Bis zu 1.000 Euro sind da angekommen“, sagt Bürgermeister Bernd Marbach (parteilos). Wer die Spenden erhält, werde der Sozialausschuss des Stadtrats entscheiden. Gleichzeitig unterstützen einige Gewerbetreibende die Clubs auch direkt. „Unternehmen haben sehr viel an die Vereine gespendet“, berichtet Marbach. Seit November seien auf diesem Weg insgesamt rund 10.000 Euro geflossen. Außerdem haben die Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen laut Marbach 5.000 Euro an hiesige Clubs gegeben. Über kleinere Gaben werde die Stadt zudem nicht informiert.

Viele Vereine müssen gewisse Fixkosten decken

Die Vereine können das Geld gut gebrauchen. Viele von ihnen müssen gewisse Fixkosten decken, die trotz Pandemie und Stillstand weiter anfallen. Auch bei den Jeßnitzer Kanuten ist das so. „Laufend fallen Kosten an“, sagt Kieseler. „Wenn nichts reinkommt, ist das immer schlecht.“ So müsse die Pacht für das Bootshaus bezahlt werden, genauso wie die Versicherung für den Clubraum. Dazu kommen Wasser- und Heizkosten, auch Ausrüstung muss gepflegt oder angeschafft werden. „Da sind schon finanzielle Probleme entstanden“, sagt der Vorsitzende. Mit diesen haben zur Zeit eher die mitgliederstarken Vereine zu kämpfen.

Kleinere Clubs wie etwa der Reitverein Möst müssen teils weniger Kosten tragen. „Wir haben nicht die großen Ausgaben“, sagt Reinhold Fricke, der Vereinsvorsitzende. Vieles bezahlten die 26 Mitglieder selbst. Doch auch bei den Reitern hinterlässt die Pandemie ihre Spuren. „Turniere finden jetzt nicht mehr statt“, sagt Fricke. Auch deshalb, weil sie derzeit finanziell nicht zu stemmen wären.

Spenden können mit dem Hinweis „Unterstützung der ortsansässigen Vereine der Stadt Raguhn-Jeßnitz“ auf das städtische Konto überwiesen werden: Stadt Raguhn-Jeßnitz, IBAN DE85 1203 0000 1005 4124 30, BIC BYLADEM 1001.

Den Sportbetrieb haben die Jeßnitzer Kanuten trotz Pandemie so gut wie möglich am Laufen gehalten

Immerhin: Den Sportbetrieb haben die Jeßnitzer Kanuten trotz Pandemie so gut wie möglich am Laufen gehalten. Über den Sommer konnte in Kleingruppen trainiert werden, auch an dem einen oder andern Wettkampf nahmen die Kanuten teil.

Seit Herbst steht nun vor allem der Kraftraum auf dem Programm. Sogar Fitnesstraining via Videoschalte wurde bereits ausprobiert. Trotz der Pandemie sei das Interesse am Kanusport bei den jungen Vereinsmitgliedern erhalten geblieben, berichtet Kieseler. „Wir sind froh, dass wir alle bei der Stange gehalten haben.“ (mz)