Slip-Anlage statt Schleuse?
Bitterfeld/Delitzsch/MZ - Die beiden Akteure, die das Projekt antreiben, sind die Entwicklungs-, Betreiber- und Verwertungsgesellschaft Goitzsche mbH (EBV) mit ihrem Geschäftsführer Lutz Bernhardt sowie sein Pendant, der Seekoordinator der Arbeitsgemeinschaft Seen, Eckhardt Müller. Der Eine auf sachsen-anhaltischer Seite, der andere auf sächsischer Seite für den Landkreis Delitzsch.
Da das sachsen-anhaltische Wirtschaftsministerium dem lang gehegten Traum eines Schleusenbaus die finanzielle Unterstützung verweigerte, wird nun nach anderen Lösungen gesucht. Bisher hatte man sich auf den Schleusenbau konzentriert, da man sich von ihm eine hohe Anziehungskraft für Touristen versprach. Offenbar wird nun aber eine Slip-Anlage als Verbindung favorisiert.
Nach Aussage Lutz Bernhardts habe das sachsen-anhaltische Wirtschaftsministeriums der EBV gegenüber versichert, keine finanzielle Unterstützung zu geben. Was dagegen gefördert werde, sei die Infrastruktur rund um eine Verbindung. Bei einem Treffen der Verantwortlichen mit Tourismus-Experten des Wirtschaftsministeriums standen diese der Förderung der Infrastruktur positiv gegenüber, bestätigte eine Sprecherin des Ministeriums. Die Finanzierung könne über das Förderinstrument Gemeinschaftsaufgaben zur Verbesserung regionaler Wirtschaftsstrukturen erfolgen.
Bei dem Treffen wurden auch Überlegungen über einen Flächentausch diskutiert. Da Sachsen bereit ist, eine Verbindung der beiden Gewässer mit großen finanziellen Mitteln zu unterstützen, wäre es denkbar, das für die Verbindung bestimmte Grundstück, das sich auf dem Territorium Sachsen-Anhalts befindet, mit Sachsen zu tauschen. In diesen Prozess würden aber die Innenministerien eingebunden werden, da ein Flächentausch durch einen Staatsvertrag zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt festgeschrieben werden müsste. Letztlich, so die Sprecherin des sachsen-anhaltischen Wirtschaftsministeriums, liege es bei den beiden Landkreisen, sich für eine Lösung zu entscheiden.
In der kommenden Woche wird es zudem erneut Gespräche zwischen der EBV und dem Landkreis Delitzsch geben. Dabei soll erörtert werden, ob es möglich ist, mit Hilfe einer Sondergenehmigung höhere Mittel aus den Fördertöpfen des Landes Sachsen zu erhalten. Dadurch sollen die bisher auf Seite der EBV fehlenden finanziellen Mittel ausgeglichen werden. Nach Ansicht Bernhardts sei dies sogar in Ordnung, da der Seelhausener See stärker von einer Verbindung mit dem Goitzsche-See profitiere.
Vor einem Antrag auf finanzielle Unterstützung an die Länder müssen die Ideen einer Verbindung aber nachhaltig durch Studien geprüft werden, so Seekoordinator Müller. Wie dies finanziert wird, ist noch nicht geklärt, sagt er. Ein weiteres Problem stellt der Lober-Leine-Kanal dar, der zwischen den beiden Seen fließt. Aufgrund von Auflagen des Regierungspräsidiums Leipzig kann die Lausitzer und Mitteldeutsche Berbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) diesen in den kommenden 13 Jahren nicht in den Seelhauser See einleiten. Ursache: die schlechte Wasserqualität des Lober-Leine-Kanals. Das würde bedeuten, dass auch er Eingang in die technische Umsetzung einer Verbindung finden muss. Wie das geschehen könnte, wird wiederum Teil der anstehenden Studien.