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Silicon Products Silicon Products: Preisgünstigere Photovoltaik-Wafer aus Bitterfeld

Von Detmar Oppenkowski 25.11.2014, 12:32
Wafer aus Bitterfeld
Wafer aus Bitterfeld MZ Lizenz

Bitterfeld - Obwohl Hilmar Tiefel auf den ersten Blick nicht wie ein Revolutionär aussieht, will der Geschäftsführer von „Silicon Products“ die Photovoltaik-Welt verändern. Denn das Bitterfelder Unternehmen, das bis vor anderthalb Jahren noch „PV Crystalox“ hieß, will nicht weniger als die „Wafer-Produktion revolutionieren“. Als Wafer werden quadratische Siliziumscheiben bezeichnet, die dann zu Solarzellen weiterverarbeitet werden.

Bislang geschieht das so: Aus einem großen Block werden die hauchdünnen Scheiben (0,2 Millimeter) herausgesägt. Gravierender Nachteil sei bislang der Verlust von mehr als 50 Prozent des eingesetzten Siliziums gewesen. „Hier haben wir angesetzt“, sagt Tiefel. Zusammen mit mehreren Partnern teste man ein Verfahren, dass die „ressourcen- und energieschonende Gewinnung von Wafern“ ermöglicht.

Herstellungskosten 50 Prozent geringer

„Dabei wird Siliziumtetrachlorid in einem zweistufigen Verfahren zu Trichlorsilan umgewandelt und dann in einem speziellen und neu entwickelten Reaktor bei mehr als 1 000 Grad Celsius direkt zu Wafern abgeschieden“, erklärt Geschäftsführer Friedrich Schaaff. Oder einfach ausgedrückt: Aus der heißen „Luft“ gewinnt man am Ende quadratische Scheiben, die nach der Reinigung ohne weitere Arbeitsschritte sofort an die Solarzellen-Produzenten weiterverkauft werden können. „Dabei sind die Herstellungskosten 50 Prozent geringer als bei dem bisherigen Verfahren“, sagt Tiefel.

Das sei so, als bezahle man für einen vollen Benzintank von heute auf morgen nur noch den halben Preis. Zwar werde die Serienproduktion voraussichtlich erst Ende 2016 anlaufen. „Aber dann sollen Millionen von Wafern pro Jahr unser Werk in alle Himmelsrichtungen der Erde verlassen.“ Obwohl das Unternehmen nach einer langen Kurzarbeits- und Stillstandszeit im vergangenen Jahr noch immer nicht voll produziert, setze man auf den internationalen Markt.

Noch viel Luft nach oben

„Global betrachtet, kommen erst 1,5 Prozent des erzeugten Stroms von den Solardächern und -feldern.“ Da gebe es noch viel Luft nach oben. „Wir glauben daher weiter an die Zukunft der Photovoltaik und an den Produktionsstandort Deutschland und den Chemiestandort Bitterfeld.“

Da Tiefel aber nicht nur Revolutionär in Sachen regenerativer Energien, sondern auch Realist ist, ruht er sich auf diesem Glauben nicht aus. Sein Schlagwort lautet daher „Diversifikation“. Damit ist schlichtweg die Ausweitung des Sortiments des Bitterfelder Unternehmens gemeint. Neben den Wafern setzt man dabei auch auf die Produktion von Siliziumstäben, die später in einem speziellen Schmelzverfahren (auch Float-Zone-Verfahren genannt) von den Kunden zu Halbleiterprodukten für sogenannte „Leistungselektronik“ weiterverarbeitet werden. Die findet sich dann beispielsweise in der „Elektromobilität“ - also in Elektroautos - oder auch in Windturbinen wieder.

„Wir stellen als einer von fünf Produzenten weltweit das Rohprodukt dafür her“, erläutert Hilmar Tiefel. Das zur Anwendung kommende Verfahren sichere eine höhere Reinheit („99,99999999 Prozent“) der bis zu drei Meter langen Siliziumstäbe. Seit dem Jahr 2010 habe man daran geforscht und entwickelt. Erste Testlieferungen an Kunden seien in diesem Jahr bereits erfolgt. „Im nächsten Jahr soll das Geschäft dann richtig anlaufen.“ (mz)