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Sicherheit in Mühlbeck Sicherheit in Mühlbeck: Am Muldestausee unterwegs

Von Christine Färber 27.02.2016, 16:15
Die beiden Polizeihauptmeister Wolfram Barthels  (l.) und  Thomas Bzyl sind als Regionalbereichsbeamte in der  Gemeinde Muldestausee unterwegs und damit direkte  Ansprechpartner.
Die beiden Polizeihauptmeister Wolfram Barthels  (l.) und  Thomas Bzyl sind als Regionalbereichsbeamte in der  Gemeinde Muldestausee unterwegs und damit direkte  Ansprechpartner. Thomas Ruttke

Mühlbeck - So richtig umhauen kann sie eigentlich nichts. Wolfram Barthel und Thomas Bzyl haben schon einiges gesehen und erlebt. Die beiden Männer, die seit 1989 beziehungsweise 1986 ihren Dienst bei Schutz- und Kriminalpolizei sowie bei Verkehrspolizei und Unfalldienst tun, stehen mit beiden Beinen im Leben.

Die Polizeihauptmeister sind seit 2014 Regionalbereichsbeamte in der Gemeinde Muldestausee, zu der 13 Ortschaften mit rund 12.000 Einwohnern gehören. Sie haben in all den - manchmal durchaus harten - zurückliegenden Dienstjahren ihren Humor nicht verloren. Und auch nicht ihr Einschätzungsvermögen: Strenge, wenn es sein muss. Gesundes Augenmaß, wenn es geht. Und es geht meistens. „Man darf nicht gleich mit voller Härte rangehen“, sagt Barthel. „So, wie man in den Wald reinruft, so schallt’s raus.“ Da können sie mit guten Erfahrungen aufwarten. Und mit handfesten Ergebnissen. Denn bei Lichte betrachtet sind sie für die Leute hier schon beinahe die, die man „dein Freund und Helfer“ nennt.

Liebespaar oder Wilderer?

Da ist zum Beispiel die Sache mit den Jugendlichen. Die Jungs, die sich in Pouch treffen, seien eigentlich ganz verträglich, meint Bzyl. „Gut, manchmal müssen sie eingenordet werden. Aber sie haben keinen Jugendclub hier, nichts. Wo sollen sie hin?“ Inzwischen sind Barthel und Bzyl mit Bürgermeisterin Petra Döring (parteilos) und der Blausee GmbH im Gespräch. „Es geht uns gegen den Strich, die brauchen was.“ Heute, sagt Bartel, seien die Jungs so weit, dass sie mit den Beamten reden, ja, dass sie sogar nur mit ein bisschen Murren das von ihnen verschandelte Kassenhäuschen am Roten Turm selbst gestrichen haben. „Jugendliche haben manchmal Gehirngewitter. Das können wir richtig einordnen“, meint er lächelnd.

Das Lächeln verschwindet allerdings sofort von seinem Gesicht, wenn es um Haustürgeschäfte und Betrügereien geht, um Übertölpelung der Alten und Wilderei. Da kennen beide keinen Spaß. Um 6.30 Uhr geht für sie der Tag los, da verlassen sie in ihrem Bully ihren Standort im einstigen Feuerwehrhaus in Mühlbeck. Zuerst geht’s in Wald und Flur - auch schon mal zu Fuß oder mit dem Dienst-Rad. „Da sind die Angler schon - Wahnsinn. Auch die ohne Angelschein“, sagt Bzyl. Und im Wald sehen sie hier und da schon mal frische Baumstumpen, die Holzdiebe hinterließen. Auch auf Tier-Fallen stoßen sie und manchmal auf Liebespärchen, die sich letztlich als Wilderer entpuppen. Einmal, schwärmt Barthel ganz versonnen, haben sie einen kapitalen Hirsch entdeckt. „Sowas sieht man eben auch auf ’ner Waldfahrt.“

Freude für Rentner

Schwierig sei es gerade, mit dem Anglerverband auf einen Nenner zu kommen. Doch, wie die Sache mit der Jagdwilderei, sind sie überzeugt, wird sich das Problem geben und auch die Wilderei an den Gewässern sich beruhigen. Sie stehen in Kontakt mit den einschlägigen Verbänden, dem Ordnungsamt, der Umweltbehörde. Sie passen auf.

Wie auch vor allem die älteren Leute in den Dörfern gegenseitig aufpassen. Diese gute Erfahrung haben Barthel und Bzyl gemacht. Die Senioren kommen auch gern mal vorbei und sagen, dass sie sich freuen: Die Polizei ist wieder im Dorf. Für sie ist das ein Symbol für Sicherheit. Und so soll es auch sein. Denn Barthel und Bzyl, die ihre Erfahrungen auch als Cops in Bitterfeld gemacht haben, sollen im ländlichen Raum präsent und eben sichtbar sein. Das ist ein Ergebnis der Polizeireform, die Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) 2014 umsetzte.

Händedruck als Bezahlung

Durch die Konzentration der Polizei in den Ballungszentren sind die Dörfer, und das muss man einräumen, vernachlässigt worden. Dieser Fehler wird nun korrigiert. Und das, so spüren die Beamten, kommt bei den Leuten an und tut dem öffentlichen Leben gut. Auch was die Kooperation mit Behörden, Firmen, Kommunen angeht. Besonders Petra Döring, sagt Bzyl, seien sie dankbar, dass sie dieses Miteinander so befördert. Das trägt längst Früchte in Form von Vertrauen. „Man erfährt so viel“, verrät Barthel mit einem Augenzwinkern, „wenn da einer aus der Stadt kommt, dem sagen die Leute hier nichts.“

Egal, was anliegt - von der Aufnahme eines gerade passierten Unfalls über die Hilfe bei der Absicherung von Spring Break, die Schlichtung des Nachbarschafsstreits, die Ermahnung der Falschparker, die Verwarnung der Müllsünder, die Unterstützung bei Demos, die Amtshilfe, ja, die Gestaltung des Kindertags, die Schulung von Schülerlotsen und vieles mehr - die Regionalbereichsbeamten sind dabei. So summieren sich allerdings auch Überstunden. Ein Problem, das sie aber ganz gut im Griff haben, wie sie sagen. „Unser Vorgesetzter achtet darauf, dass die sich nicht so anhäufen.“

Apropos Schüler: Stolz sind sie, dass es endlich klappen wird mit dem Schutzweg für die Knirpse der Grundschule Friedersdorf. Mit der Gemeinde haben sie sich darum gekümmert, dass bis jetzt ein Lotse die Schüler begleitet. Harald Specht, ehemaliger Helfer der Verkehrspolizei, haben sie dafür gewonnen und geschult. Der Ruheständler nimmt die Aufgabe ernst. Bei Wind und Wetter. „Und das nur für einen Händedruck“, meint Bzyl, hebt den Daumen und nickt. (mz)