1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Seit rund zehn Jahren genau an der richtigen Stelle

Seit rund zehn Jahren genau an der richtigen Stelle

Von ULJANA WUTTIG-VOGLER 28.06.2010, 16:06

WOLFEN/MZ. - Damit hatte Professor Egon Fanghänel wahrlich nicht gerechnet. Als er gestern Vormittag im Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) in Wolfen eintraf, warteten bereits die Gratulanten - Wissenschaftler, Firmenvertreter, Mitstreiter und ehemalige Studenten - auf ihn. Es gab eine kleine Festrede, die Kurt Lausch, der Geschäftsführer des TGZ, hielt und natürlich jede Menge gute Wünsche und Blumen zum 75. Geburtstag, den der erste frei gewählte Rektor der Technischen Hochschule Merseburg am vergangenen Freitag feierte. Ein Chemiker, dem auch die Region Bitterfeld-Wolfen sehr viel zu verdanken hat, wie Lausch sagte.

Der Jubilar studierte an der heutigen Technischen Universität in Dresden Chemie und promovierte 1962 bei Professor Asinger. Als Oberassistent verfasste er mit anderen Kollegen das "Organikum", ein Standardwerk der präparativen organischen Chemie, welches 2009 in seiner 23. Auflage erschienen ist. Für dieses Lehrbuch erhielt er im Kollektiv den Nationalpreis für Wissenschaft und Technik der DDR. Nach seiner Habilitation 1968 wurde der Wissenschaftler als Hochschuldozent an die Technische Hochschule Leuna-Merseburg berufen. Von 1968 bis 1970 arbeitete er als Gastdozent am Nationalen Forschungszentrum Kubas. Ein Jahr später wurde er ordentlicher Professor für organische Chemie in Merseburg und konzentrierte sich mit seinem Forscherteam auf die Weiterentwicklung chemischer Synthesen. In diesem Zusammenhang sollte auch die Kooperation seines Lehrstuhls mit der damaligen Orwo-Filmfabrik genannt werden. Im Rahmen einer Auftragsforschung bearbeitete die Arbeitsgruppe Themen wie zum Beispiel die Problematik von Colorfilmmaterialien ohne den Einsatz von Silber.

Neben seiner Tätigkeit in Lehre und Forschung war und ist Egon Fanghänel in verschiedenen Gremien tätig: ab 1981 als Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, ab 1996 als Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin und von 1985 bis 1988 als Vorsitzender der Chemischen Gesellschaft der DDR. Nach 1990 wurde Prof. Fanghänel assoziiertes Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und hat heute noch den Vorsitz des Ortsverbandes Bitterfeld-Wolfen der GDCh inne.

Auch mit dem Erreichen des Rentenalters setzte sich der Professor nicht zur Ruhe, ganz im Gegenteil. Seit rund zehn Jahren ist er in der Region tätig und hat vieles erreicht, was der Öffentlichkeit bislang teilweise verborgen geblieben ist. Angefangen hat damals alles mit einem Brief vom Bürgermeister, in dem er gebeten wurde, für das TGZ einen wissenschaftlichen Beirat zu gründen. Der wurde zwar dann doch nicht ins Leben gerufen, doch Fanghänel als wissenschaftlicher Berater blieb.

In all den Jahren habe es nicht einen einzigen Tag gegeben, so sagte der Jubilar, an dem er missmutig nach Wolfen gefahren wäre. "Ich habe immer Freude empfunden. Und wenn man Freude empfindet, ist man an der richtigen Stelle", unterstrich Fanghänel mit einem Lächeln. Der Jubilar hat 81 Workshops und Seminare sowie elf Großveranstaltungen maßgeblich mit vorbereitet. Er hat wesentlichen Anteil an dem Aufbau und der Ausstattung des Schülerlabors, die Erweiterung der wissenschaftlichen Handbibliothek, an der Ansiedlung von Firmen im TGZ. "Das alles ist natürlich ein großes Dankeschön wert", so Kurt Lausch.