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Seit Jahren ein Fels in der Brandung

Von Susann Huster 29.05.2007, 16:41

Bitterfeld/Sandersdorf/MZ. - Er ist seit 26 Jahren ein Fels in der Brandung. Gäbe es Gert Grießhammer nicht, wäre der Musikverein Sandersdorf 1981 nie gegründet worden. In guten und vor allem in schlechten Zeiten hat sich der 55-Jährige für seinen Verein und den musikalischen Nachwuchs engagiert. Jetzt, so finden seine Vereinskameraden, ist es an der Zeit, ihm für seine jahrelange ehrenamtliche Arbeit Danke zu sagen. Sie haben Grießhammer deshalb für die Auszeichnung "Helfer mit Herz" vorgeschlagen, die auch in diesem Jahr wieder von der Kreissparkasse Bitterfeld und der MZ vergeben wird.

Musik liegt dem Berufsschullehrer im Blut. "Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie", erzählt der gebürtige Mittweidaer. Sein Urgroßvater habe Tuba, sein Großvater Trompete gespielt und sein Vater sei Mitglied einer Zitherkapelle gewesen. Als Grießhammer 11 Jahre alt war, bekam er von seinem Opa eine Trompete geschenkt. Von diesem Moment an ließ ihn die Leidenschaft für die Musik einfach nicht mehr los. In der siebenten Klasse war er bereits Mitglied einer Blaskapelle. Später, als junger Mann, spielte er das Flügelhorn in der Feuerwehrkapelle Radis, wo er damals wohnte.

Zum Musikverein Sandersdorf kam Grießhammer wie die Jungfrau zum Kinde. Da sich 1981 der damalige Leiter der Radiser Schülerkapelle klammheimlich aus dem Staub gemacht hatte, sprang er ganz spontan ein und übernahm die Leitung der "wunderbaren Jugendkapelle" Radis. Der Spaß stand für den Lehrer und seine jungen Musikanten dabei immer im Vordergrund. "Ich habe das Schulische rausgenommen", sagt der studierte Berufsschullehrer für Bautechnik, für den die Musik immer ein willkommener Ausgleich zu seinem technischen Beruf war.

Zur Wende wurde aus den Radiser Musikanten der Musikverein Radis 1981. In den aufregend neuen Zeiten aber drohte die Gemeinschaft zu zerbrechen, weil es die Mitglieder beruflich in andere Regionen zog. In Sandersdorf, wohin Grießhammer inzwischen umgezogen war, setzte er sein Engagement fort. Er fand neue Mitstreiter für die Sandersdorfer Blaskapelle. Wenig später rief er auch eine Schülerkapelle ins Leben. Wieder konnte der engagierte Ehrenamtliche seinen Traum verwirklichen, jungen Menschen eine musikalische Ausbildung zukommen zu lassen.

Im Jahr 1998 gründete er außerdem das Bergmannsorchester Bitterfeld, das die Bergbau-Tradition pflegt. Im vergangenen Jahr erlebte das Vereinsleben einen traurigen Tiefpunkt. Wegen der Schließung der Sekundarschule Sandersdorf verlor der Musikverein sein Domizil. Mit einer anderen Räumlichkeit erlebten die Vereinsmitglieder Schiffbruch und große finanzielle Verluste. "Da standen mir die Tränen in den Augen", erinnert sich Grießhammer an diese schlimme Zeit. Aber er dachte gar nicht daran, sein Lebenswerk so einfach aufzugeben. Er fand ein neues Domizil für seine Musiker im Keller einer Kneipe. Der wird jetzt peu à peu ausgebaut. Die Proben und die musikalische Ausbildung haben bereits wieder begonnen.

Zwischen Frühjahr und Herbst ist Gert Grießhammer nahezu jedes Wochenende zu Auftritten unterwegs. Auch wenn die Musik einen beachtlichen Teil seines Lebens einnimmt, hat er stets auch Zeit für seine Familie. "Ich achte darauf, dass sie nicht zu kurz kommt", sagt der fleißige Ehrenamtliche. Da er allerdings so viele Projekte gleichzeitig betreut, müsse ihn seine Frau doch ab und an mal bremsen.