Seit 50 Jahren auf Draht Seit 50 Jahren auf Draht: Das Rundfunkgeschäft in Holzweißig hat Tradition

Holzweißig - An diesem Sonntag, genau vor 50 Jahren, hat Konrad Fiedler in Holzweißig das Rundfunkreparaturgeschäft von Ernst Angelrott übernommen, der ihm in seiner Lehrzeit den Grundstock für die weitere Arbeit gegeben hat. Der jetzige Inhaber Mirko Böhmer ist genau wie Fiedler in das Geschäft hineingewachsen, hat Funkmechaniker gelernt und das Geschäft an der Glück-Auf-Straße vor 15 Jahren als Geschäftsführer übernommen.
„Es hat mir schon in meiner Jugend viel Spaß gemacht, mit Draht und Lötkolben hinter die Geheimnisse des Rundfunks zu kommen“, blickt der 76-jährige Konrad Fiedler in die Vergangenheit. Detektoren habe man gebaut und damit die wenigen Sender empfangen, die es damals gab. So habe er dann auch folgerichtig die Lehre bei Ernst Angelrott begonnen und dessen Geschäft übernommen. „Damals haben wir nur reparieren dürfen“, erinnert sich der Holzweißiger.
Konrad Fiedler durfte zu DDR-Zeiten nur reparieren, nicht verkaufen
Der Verkauf sei den staatlichen Stellen vorbehalten gewesen. Nach vielen Tiefschlägen, die ihm sogar fast die Selbstständigkeit kosteten, habe sich die Situation als eigenständiger Geschäftsmann Mitte der 70er Jahre etwas verbessert. „Wir durften weiterhin nur reparieren, konnten aber auch die Garantieleistungen für DDR-Geräte übernehmen“, sagt Fiedler. Noch etwas mehr Schwung sei dann mit Einführung der Farbfernsehtechnik 1969 in das Geschäft gekommen.
Zwar habe man mit dieser Technik erst einmal nur DDR-Sender empfangen können, aber auch in dieser Hinsicht sei einige Jahre später eine Lockerung eingetreten. „1979 habe ich sogar einen Lehrgang für Farbfernseher in Staßfurt absolviert und durfte dann auch an diesen Geräten arbeiten.“
Der große Schnitt sei dann, wie bei vielen anderen Geschäften, mit der Wende gekommen. Plötzlich habe es alles gegeben und sogar eine Konkurrenz sei im Ort entstanden. Allein weiterbestehen, sah Fiedler angesichts der entstehenden großen Märkte als utopisch an. Was blieb war der Anschluss an die Interfunk, die dann später bis jetzt Euronics heißt.
Auch Ingrid Fiedler ist vor 50 Jahren mit ins Geschäft eingestiegen
„Das ist so etwas wie eine Genossenschaft“, erklärt Fiedler. Man zahle einen Anteil ein und werde Genossenschaftler. „Automatisch klappt so etwa auf keinen Fall“, weiß der ehemalige Chef. Vor dem Anschluss an die Einkaufsgenossenschaft für Elektrogeräte hätte man sich genau erkundigt, wie das Geschäft läuft. „Und bei uns hat es geklappt“, freut sich Fiedler, der noch zehn Jahre nach Renteneintritt bei Mirko Böhmer mitgeholfen hat.
Mit der Übernahme vor 50 Jahren hat auch Ingrid Fiedler, die Sprechstundenhilfe gelernt hat, die Buchhaltung des Geschäftes übernommen. „Sie ist unsere gute Seele, hat Verhandlungen geführt und sich immer um die Finanzen gekümmert“, lobt Fiedler seine Ehefrau. (mz)