Schutzmassnahmen Schutzmassnahmen: Pretzsch: Viele Helfer bieten sich an
Pretzsch/MZ. - Mit einem Zehn-Kilo-Vorschlaghammer sind Robby Leuker und Marco Schneider hinabgetaucht und haben die Klappe zugeschlagen. Aller zwei Stunden kommt ein Feuerwehrmann, um mit der Motorpumpe die Schwachstelle zu entlasten.
Wie in allen Elbanlieger-Gemeinden herrschte auch in Pretzsch am Donnerstag schon Ausnahmezustand. Viele Einwohner waren dabei, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Was sich auf den Straßen bewegte - ob Lastanhänger an Traktor, Fahrrad oder Schubkarren, hatte Sand oder schon gefüllte Sandsäcke geladen. Im Pretzscher Betonwerk wurde eine Füllstelle für Sandsäcke eingerichtet. Die Behältnisse dafür jedoch müssen sich die Bewohner selbst mitbringen. Die Säcke, die der Katastrophenschutz zur Verfügung gestellt hat, werden zur Sicherung von Deichen und öffentlichen Anlagen benötigt. Einige Pretzscher verstehen das nicht und schimpfen auf die Verwaltung, andere behelfen sich mit alten Kissenbezügen, Einkaufs- oder Mülltüten. Und verbarrikadieren Tiefgaragen und Kellerfenster.
"Pretzsch ist noch relativ geschützt", sagte am Donnerstagvormittag der Bürgermeister Karl-Heinz Horn. Fast stündlich informiert er sich über den Torgauer Pegelstand. Bei 7,75 Meter hatte der sich in der Nacht zum Donnerstag stabilisiert. Aber es weiß ja niemand, was noch kommt. Ab acht Meter, sagt der Bürgermeister, wird es auch für die Stadt kritisch. In zwei Informationsblättern, die Mitglieder der Jugendfeuerwehr ausgetragen haben, hat der Bürgermeister die Einwohner über das Notwendige informiert, auch darüber, dass für die Sicherung von Privatbesitz jeder Eigentümer selbst zuständig ist.
Auch die Evakuierungspläne für alle Ortschaften der Verwaltungsgemeinschaft liegen bereit. Als Notunterkünfte sind unter anderem das Aussiedlerheim Meuro und das Freizeitzentrum Bad Schmiedeberg vorbereitet. Tiere seien nicht gefährdet, so Horn, die Kühe aus Kleinzerbst wurden schon nach Priesitz gebracht. Vorsorglich wurde Donnerstagnachmittag schon das im Schloss beheimatete Kinderheim verlegt.
Er freue sich unwahrscheinlich über die große Hilfsbereitschaft der Einwohner und Firmen. "Es kommen immer wieder Anfragen, wo sich Helfer einfinden können", berichtet der Bürgermeister. Justament steht auch Werner Gutzmer, Chef der Agrargenossenschaft, in der Tür, um zu fragen, welche Technik benötigt wird.
Unzufrieden ist das Gemeindeoberhaupt dagegen mit dem Katastrophenstab des Landkreises. Nicht nur, dass er sich über die Lage unzureichend informiert fühle - "das klappt im Landratsamt Torgau ganz anders". Mit einer Anfrage im Namen von Gewerbetreibenden wurde er Horn das Bürgertelefon der Stadt Wittenberg verwiesen.