Schutzgarten im Biosphärenreservat Schutzgarten im Biosphärenreservat: Unspektakuläres ist weltweit einzigartig
Kapen/MZ. - Die Idylle lockt. Mitten im Wäldchen an der Kapenmühle bei Oranienbaum hat Thomas Jahn sein tun. Hier, wo sich nicht nur bei sonnigem Wetter die Ausflügler tummeln, kümmert sich der Gärtner der Biosphärenreservatsverwaltung Mittlere Elbe um die grünen Anlagen am Info-Zentrum und den Schutzgarten.
Der etwas abseits gelegene Garten, so meint der 32-Jährige nicht ohne Stolz, sei wohl weltweit der einzige seiner Art, da das hier wachsende seltene Grün nach Arten getrennt in seinem natürlichen Lebensraum gedeihen kann. Die Anlage selbst bezeichnet der gelernte Forstfacharbeiter, der vor fünf Jahren einen Lehrgang zum Fachagrarwirt und Landschaftspfleger absolvierte, als wenig spektakulär - aber sehr nützlich. Denn hier werden ausschließlich Planzen, die ursprünglich in der Elbtal-Aue beheimatet waren und jetzt auf der Roten Liste stehen, kultiviert und vor dem Aussterben bewahrt.
"Einige der Pflanzen gibt es in der freien Natur gar nicht mehr", weiß Jahn und deutet auf Gerards Gänsekresse, eine Wildform des Selleries und die Gersten-Segge. Vor etwa einem Jahr hat das Reservat in Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten Halle den Schutzgarten angelegt, in dem derzeit bereits 20 verschiedene seltene Pflanzen gedeihen und dem Fachmann neues Saatgut liefern.
Wegen der intensiven Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden, seien viele der Pflanzen fast gänzlich aus der Landschaft verschwunden. Sie für kommende Generationen zu erhalten und nach Möglichkeit in geeigneten Bereichen wieder auszusiedeln sei das Ziel des Schutzgartens, mit dem auch für Friedrich Ebel vom Botanischen Garten in Halle ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung ging. "Er unterstützt das Projekt, das er schon Mitte der 70-er Jahre angeregt hat, und stellte und etliche Pflanzen zur Verfügung", freut sich Jahn über die kompetente Hilfe. Denn die Arbeit in Schutzgarten beschränkt sich nicht nur auf Gießen und Unkraut jäten. "Die Pflanzen brauchen besondere Pflege. Über sie werden Statistiken geführt und ihre Samen gewonnen", meint der Fachmann, der mit seinem Faible fürs Gärtnern in die Fußstapfen von Großvater und Bruder trat. Noch sind einige Beete frei. Doch bald werden hier die Süße Wolfsmilch, die Glänzende Wiesenraute und die Sibirische Schwertlilie, die bereits im Aussaatbeet erstes zartes Grün zeigen, ihr neues Domizil haben. Und auch wenn sich nicht alle Planzen zu solchen Hinguckern wie die Trollblume mit ihren prächtigen gelben Blüten mausern, sie an der Kapenmühle für die Zukunft zu bewahren, sei ein lohnendes Ziel.
Führungen im Schutzgarten sind nun nach vorheriger Vereinbarung mit der Biosphärenreservatsverwaltung unter Tel. 03 49 04/4 06 10 möglich.