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Schrottimmobilie im Visier Schrottimmobilie im Visier: Was wird aus dem früheren Wolfener Kino?

Von Detmar Oppenkowski 24.01.2019, 06:00
Wolfens Ortsbürgermeister André Krillwitz (Pro Wolfen) ist vom Ortschaftsrat beauftragt worden, einen Beschlussantrag zur Rettung des ehemaligen Lichtspielhauses in die politischen Gremien einzubringen.
Wolfens Ortsbürgermeister André Krillwitz (Pro Wolfen) ist vom Ortschaftsrat beauftragt worden, einen Beschlussantrag zur Rettung des ehemaligen Lichtspielhauses in die politischen Gremien einzubringen. André Kehrer

Wolfen - Die Mitglieder des Wolfener Ortschaftsrates sind sich einig: Nachdem das frühere Kino vor mittlerweile fünf Jahren an einen Privatmann aus der Schweiz verkauft wurde, ist nichts mehr an dem Objekt gemacht worden.

Da man den augenscheinlichen Verfall des historischen Ensembles aufhalten möchte, ist Ortsbürgermeister André Krillwitz (Pro Wolfen) auf der jüngsten Ortschaftsratssitzung einstimmig damit beauftragt worden, einen Beschlussantrag zur Rettung des ehemaligen Lichtspielhauses in die politischen Gremien einzubringen.

Ziel ist es, ein sogenanntes „Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot“ einzuleiten. Denn nach Baugesetzbuch kann die Kommune die Beseitigung von Missständen und die Behebung von Mängeln anordnen. Für die Umsetzung ist dann der Eigentümer verpflichtet. Das heißt: Sollte das Papier vom Stadtrat beschlossen werden, dann wird dem Investor ein Bescheid zugestellt, der Art, Umfang und Zeitrahmen der Sanierungsmaßnahmen vorschreibt.

Der Druck auf den Eigentümer des früheren Kinos in Wolfen soll erhöht werden

Damit, so sehen es Beobachter, würde der Druck auf den Privatmann erhöht, zu handeln und den Verfall zu stoppen. „Denn unsere Geduld ist am Ende“, sagt Krillwitz und meint, dass bislang zwar viel versprochen, aber nichts eingehalten wurde. Nachdem die Gründung eines Kinovereins wegen unterschiedlicher Vorstellungen zwischen dem Kinobesitzer und Interessierten im Sommer 2015 scheiterte, ist über den Stand der im Frühjahr 2017 präsentierten Umbaupläne zu einem „mittelgroßen Multiplex-Kino“ derzeit wenig zu erfahren.

Auf Nachfrage sagt Eigentümer Ronny Kügler gegenüber dieser Zeitung nur: „Alleine kann ich nichts machen. Dass es nicht weitergeht, liegt nicht an mir.“ In diesem Zusammenhang wird an die Firma „Visionar Entertainment“ aus Gotha verwiesen.

Deren Inhaber Sebastian Vetter möchte auf MZ-Nachfrage zwar nicht ins Detail gehen, sagt aber: „Es gibt Konzeptideen, für deren Umsetzung noch Mitstreiter und Investoren gesucht werden.“ Aus seiner Sicht sei 2019 das „Stichjahr“. In den nächsten Monaten werde sich entscheiden, „ob etwas passiert oder ob nichts passiert“. Mehr wolle er wegen der harten Konkurrenz auf dem Kinomarkt nicht verraten. Voraussichtlich erst Mitte des Jahres werde er sich öffentlich äußern.

Doch was sagen eigentlich die Behörden zu dem Trauerspiel um das ehemalige Kino?

Das heißt: Nach jetzigem Stand wird in naher Zukunft an dem Gebäude nichts gemacht. Daher ist Ortsbürgermeister Krillwitz gewillt, den Beschluss des Ortschaftsrats sowohl im Bau- und Vergabeausschuss als auch im Stadtrat durchzuboxen. Sollte ihm das gelingen, dann braucht es noch geschätzte 24 Monate, bis das Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot rechtskräftig wird.

Doch was sagen eigentlich die Behörden zu dem Trauerspiel um das leerstehende und denkmalgeschützte Lichtspielhaus? Während der Landkreis aktuell keinen Handlungsbedarf sieht, teilt die Stadt mit, dass bisher keine Gefahr für den öffentlichen Raum besteht. Allerdings räumt Bitterfeld-Wolfen ein, dass sich Bauschäden an der Fassade zeigen und sich der Gesamtzustand des Gebäudes verschlechtert. (mz)

Das frühere Kino verwahrlost zusehends.
Das frühere Kino verwahrlost zusehends.
André Kehrer