Schnitzerein aus Holzweißig Schnitzerein aus Holzweißig: Osterhasen entstehen im Sommer
Holzweissig/MZ - „Ganz früher stand hier eine Scheune mit Pferden, Kühen und was eben noch so auf einen Bauernhof gehört“, erinnert sich Walter Schliephake. Am Ende des Krieges wurde sie jedoch von einer Bombe getroffen. Und als Schliephake mit seiner Frau Helga in das Haus einzog, haben sie sowieso „alles ein bisschen umgebaut“. Jetzt gedeihen Zierkürbisse, Tomaten, Erdbeeren, Brombeeren und Salat an dieser Stelle. Auch blühen bunte Blumen in den Beeten, um die sich hauptsächlich Ehefrau Helga kümmert.
„Wir haben einen wilden Garten“, stellt der Holzweißiger Rentner fest, „aber ich und meine Frau lieben ihn gerade deshalb“. Wert legt das Ehepaar auf Früchte und viele Sonnenblumen. Denn aus den Beeren machen sie Saft, Gelee oder Marmelade und mit den Sonnenblumenkernen locken sie im Winter viele Vögel an. Zwei Zentner Tomaten haben sie auch schon geerntet. Durch ein ausgetüfteltes Wasserleitungssystem von Schliephake können die Pflanzen im gesamten Garten mit Regenwasser gegossen werden.
Vom Holzrohling zum Osterhasen
Und der Garten ist riesig. „Das sind etwa 1 000 Quadratmeter“, weiß der 78-Jährige. Obst, Gemüse und Blümchen sind aber nicht das Herzstück. Der gelernte Schlosser ist im Herzen ein Tischler. Diesen Traum konnte er jedoch nie beruflich verwirklichen. Denn als er 1949 die Schule beendete, gab es keine freien Lehrstellen. Nun lebt er seine Heimwerker-Fantasien auf dem großzügigen Bauernhof-Grundstück aus. Ob Sommer oder Winter, in seiner Werkstatt bastelt und tüftelt er, soviel er will. Hier hat er einen Ofen für die kalten Tage, eine Drechselbank und einen Haufen Werkzeuge. Zwischen diesen steht ein Holzrohling, dem man noch nicht ansieht, dass er bald ein Osterhase sein wird.
Wer Familie Schliephake besucht, passiert viele Attraktion aus Holz. Gleich am Hoftor steht zum Beispiel eine zwei Meter große Nachbildung der Brehnaer Bockwindmühle.
Stolz ist der Senior auch auf den Teufel, die Prinzessin und die Hexe. Die Rede ist von Kasper-Puppen aus Lindenholz, mit denen er schon viele Kinder zum Lachen gebracht hat. Als er anfing mit dem Schnitzen der Puppengesichter, benutzte er noch ein Messer. „Das schadet aber auf Dauer dem Handgelenk“, sagt der Hobbybastler. Bei einem Kuraufenthalt machte Schliephake sich mit einem der letzten Puppenschnitzer Deutschlands bekannt und holte sich Tipps und Ratschläge. Fünfzehn Kasperlepuppen und etliche Nussknacker hat er in seinem Leben geschnitzt und an Freunde und Bekannten verschenkt. Solche Handarbeiten sind kostbar und nicht preiswert. Doch Schliephake macht anderen gern eine Freude mit seinen geschnitzen Kunstwerken.