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Schloss Pretzsch Schloss Pretzsch: Euro extra wieder in Mark getauscht

Von Boris Canje 28.02.2002, 17:25

Pretzsch/MZ. - So richtig geheimnisvoll war die Öffnung der beiden Metallhülsen, die im Knauf des Turmes am Pretzscher Schloss gefunden wurden, schließlich gibt es Aufzeichnungen darüber. Und doch wurde es am Mittwoch spannend. Fraglich war zum Beispiel, ob die Münzen vollständig sind und in welchem Zustand sich die alten Papiere befinden.

Mit Einweghandschuhen bestückt gingen die "Bullenchirurgen", der pädagogische Leiter Karl-Wilhelm Clodius und Verwaltungschefin Eva Kramer ans Werk. Zunächst wurde die älteste Schatulle aus dem Jahre 1869 geöffnet. Säuberlich in Metallschachteln verpackt, in Papier eingewickelt und versiegelt wurden alle Münzen vorgefunden. Auch die alten Schriftstücke waren unversehrt. Eines hatte 1973 der damalige Verwaltungsleiter Eckard Affeldt dazu gelegt. Er schildert die Schwierigkeiten der Arbeiten und der Materialbeschaffung. So musste er wegen des Blattgoldes nach Dresden fahren.

Wesentlich schlichter die zweite "Bulle". Sie war aus dem Jahre 1973 und aus einem Plasterohr gefertigt. Neben mehreren Münzen wurden auch einige Ausgaben der Heimzeitung, die über zehn Jahre in der heimeigenen Druckerei hergestellt wurde, gefunden. Hinzu kam eine Broschüre über die Heimerziehung in der DDR, die mit zahlreichen Bildern aus Pretzsch, dem damals größten Heim, bestückt ist.

Dokumente und Münzen wurden fein säuberlich nach Herkunftsjahr getrennt auf weiß gedeckten Tischen sortiert. Der dritte war fast leer. Auf ihm stand die dritte, demnächst zu füllende Hülse. In zwei Folien waren schon Mark- und Euromünzen bereitgelegt. Eigentlich war alles an DM umgetauscht, erinnerte Frau Kramer. Also musste sie erneut zur Sparkasse, um auch diese Währung der Nachwelt im Turmknauf zu erhalten.