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Sänger in Faschingslaune Sänger in Faschingslaune: Urmensch als Bürgermeister

11.02.2001, 19:56

Jessen/MZ/gen. - Etwas ungewöhnlich und seltsam war der Anblick schon, der sich am Samstagabend dem Uneingeweihten am Jessener Schützenhaus bot. Da qualmten vor dem Eingang zum Saal vier riesige Fackeln. Und trotz des frühlingshaften Wetters rückte eine Schneeräumkolonne an. Die ließ sich nicht davon abhalten, auch das Tanzparkett nach vorgeblichen Schneebergen abzusuchen. Offensichtlich war hier der Faschingsschalk im Spiel. Mit Jux und Tollerei feierten die Mitglieder des Männerchores 1859 Jessen zum 29. Mal ihr nun schon legendäres Faschingsfest. Und das war alles andere als der Aufguss vom letzten Jahr. Den Mannen um Vorsitzenden Wolfgang Bour scheinen Erfindungsreichtum und Ideen niemals auszugehen.

Seit dem zum 141. Stiftungsfest am 11. 11. des letzten Jahres das Motto des Faschings vom Vorstand bekanntgegeben wurde, werkelten die einzelnen Gruppen emsig an ihren Darbietungen zur großen Faschingsgala. Dem "Dreigestirn" Klaus Lauterbach, Reiner Zahn und Bernd Kleiner oblag es dann, mit viel Mühe und Findigkeit die Gags, Sketche und Tanzdarbietungen zu einer Matinee der guten Laune zusammenzufügen.

"Die Meisten hatten bis zur letzten Minute ein großes Geheimnis aus ihrem Programmteil gemacht", resümierte Klaus Lauterbach, während er aus einer Abstellkammer im Vorraum zum Saal die nächsten Utensilien für den nachfolgenden Programmpunkt hervorholte: Mindestens zehn Schneeschieber, ein hölzerner Schneepflug und eine Handvoll orangefarbener Schutzwesten. Das Schneeräumkommando war komplett. Nur eins fehlte den munteren Herren: Ein paar Tonnen der weißen Pracht, die man hätte beräumen können.

"Leider waren nicht so viele Gefriertruhen frei, um noch etwas Schnee aus der letzten Woche retten zu können", meinte Reiner Zahn, der als Schornsteinfeger für glückliche Gesichter im Publikum verantwortlich zeichnete. Die fabrizierte er so: "Was ist, wenn ein Schornsteinfeger in den Schnee fällt?" Antwort: "Winter!" Kurze Pause, dann tosender Applaus und viele hielten sich ihre Bäuche vor Lachen. So ging es Schlag auf Schlag. Eine witzige Bemerkung zu Lauterbachs aufgesetzter langer, spitzer, roter Möhrennase konterte der Betroffene gekonnt mit den vielsagenden Worten: "Wie die Nase des Mannes, so sein ...!", und hatte damit die Lacher auf seiner Seite.

"Eigentlich hätten wir ja das Motto unseres 29. Faschings auf Grund der Wetterlage kurzfristig von dem ursprünglichen ,Jessen - ein Wintertraum' in ,Frühlingstraum' umwandeln müssen, aber die Wetterkapriolen stören uns wenig und Dank der fleißigen Arbeit unserer Mitglieder sieht es doch hier im Saal recht winterlich aus", begrüßte Wolfgang Bour die Gäste in der fantasievoll mit Luftballon-Schneewolken und kunstschneebestreuten Kiefern dekorierten Veranstaltungsarena. In deren Mitte auf dem Parkett formierten sich zu Beginn die Sänger des Männerchores um das Piano, an dem Chorleiter Udo Sommer, als Teufelchen mit roten Hörnern verkleidet, kräftig in die Tasten schlug.