Sado-Maso-Bestseller Sado-Maso-Bestseller: Fifty Shades of Grey? - Näh!

bitterfeld - Die Frage ist kaum ausgesprochen, schon prustet Sven Luttoschka ins Wort: „Fifty Sahades of Grey?!? Näh ... “ Doch, genau das. „Mensch, ich hatte gerade schon einen Radiosender am Telefon“, sagt der Leiter vom Baumarkt B1 in Bitterfeld. „Was für eine Aufregung, dabei ist das doch ganz schöner Quatsch.“
Das Buch „Fifty Shades of Grey - Geheimes Verlangen“ der Britin E. L. James und die beiden anderen Teile der Erotik-Trilogie haben sich weltweit mehr als 100 Millionen Mal verkauft. Damit ist die Reihe der britischen Autorin ähnlich erfolgreich wie etwa die Bücher über den Zauberlehrling „Harry Potter“ von Joanne Rowling. Die Handlung ist wenig verzwickt, es geht um Lust, Sado-Maso und Rollenspiele.
Vielleicht. In England jedenfalls hat sich eine Baumarkt-Kette in die Schlagzeilen gebracht. Denn heute läuft die Verfilmung des Sado-Maso-Bestsellers „Fifty Shades of Grey“ in den Kinos an. Und die Briten, ja, die treffen eben Vorkehrungen. So werden die Mitarbeiter der 359 Filialen von B&Q angehalten, erstens den Schinken zu lesen oder den Film zu sehen - und sich zweitens auf „sensible“ Fragen nach bestimmten Utensilien einzustellen. Man wappnet sich für einen Ansturm - auf Kabelbinder, Seil und Klebeband. In einer Szene zum Beispiel geht der Unternehmer und Milliardär Christian Grey in einen Baumarkt, um eben diese Dinge zu kaufen. Wie das Unternehmen in seiner Mitteilung an die mehr als 20 000 Mitarbeiter der britischen Baumarktkette informiert, werden für Nachahmer zusätzliche Vorräte dieser Produkte bereit gehalten.
Trilogie um Dominanz und Unterwerfung
Dass der Film zur weltweit über 100 Millionen Mal verkauften Trilogie um Dominanz und Unterwerfung nun einen Ansturm auf die Baumärkte auslöst, das hält Sven Luttoschka für eine maßlos übertriebene Einschätzung. „Das ist sicher eine findige Idee von Werbestrategen gewesen. Aber falls die Kunden doch alle zu uns kommen - es ist alles in Massen da. Wir halten einem Ansturm locker stand.“ Vorräte schafft der B1 nun aber nicht an. „Dass wir jetzt die Haken mit Kabelbindern voll machen oder Paletten voller Klebeband bestellen ... Nee, das ist nicht nötig.“
Und mal im Ernst: Kauft jemand, der Film-Szenen nachstellen will, wirklich im Baumarkt ein? „Da besorgt man sich die Utensilien doch eher in einem Sexshop oder so. Da ist das Klebeband vielleicht leichter wieder von der Haut abzuziehen oder mit irgendeiner Extra-Pflege versehen“, meint der Baumarktleiter. Buch und Film - er kennt beides nicht. Noch. „Den Film werde ich sehen, das weiß ich schon seit fünf Monaten. Ich werde praktisch dazu gezwungen.“ Aber dann weiß er wenigstens, worum es in der „Geschichte“ geht.
Frank Wecke, Leiter des Obi-Baumarktes in Bitterfeld, kann darauf verzichten. Aber auch er bricht am Telefon sofort in schallendes Gelächter aus. „Wollen Sie noch die Größen der verschiedenen Ketten wissen?“ Von den Vorkehrungen auf der Insel hält er „null. Zero.“ Seine Mitarbeiter jedenfalls werden nicht extra vorbereitet. „es war auch noch nie ein Kunde da, der speziell nach Utensilien für erotische Zwecke gefragt hat.“ Sollte das aber jetzt der Fall werden, dann werden alle Fragen natürlich „nett und freundlich“ beantwortet.
Vorbereitung auf „sensible“ Fragen
So ähnlich steht es auch in dem Memo mit dem Titel „Vorbereitung für ’Fifty Shades of Grey“, das die britische Baumarktkette ihren Mitarbeitern zukommen ließ. Schließlich ist zu erwarten, dass der Film ähnlich erfolgreich wie die Bücher wird. Die Romanvorlage werde an alle Filialen geliefert, die Beschäftigten können sich die Bücher eine Woche lang ausleihen. Mit diesem Hintergrundwissen sollen sie sich auf „sensible“ Fragen von Kunden einstellen und diese auf „höfliche, hilfreiche und respektvolle Art“ beantworten.
„Wenn es um Seile, Kabel und Ketten oder so etwas geht, kann ich nur sagen: Es gibt hier alles, was das Herz begehrt und in allen Varianten“, sagt Wecke. Und wie hat schon Friedrich der Große - auch bekannt als Alter Fritz - gesagt? „Jeder soll nach seiner Façon selig werden. In seinem Privatleben soll jeder tun, was er für richtig hält.“ (mz)