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Rosa-Luxemburg-Schule Rosa-Luxemburg-Schule: Eine Kneipenidee bringt frische Farbe

Von Markus Wagner 11.03.2001, 19:51

Wittenberg/MZ. - "Ich bin hier nur der Beschaffer und Ranschlepper", schmunzelt Schmidt. Die eigentliche Arbeit beim Renovieren des Klassenzimmers erledigen die Eltern. Sie waren es schließlich, die auf die Idee gekommen sind. "Im vis-à-vis", erzählt Uwe Branschke, während er die Ecken des Klassenzimmers mit der pastellgelben Farbe ausmalert. Da würden immer die Elternversammlungen abgehalten. "Wenn sie den Raum hier gesehen hätten, wüssten sie warum", scherzt er und zieht geduldig seine Linien.

Wer in andere Klassenräume geht, weiß es auch: Ein seltsames Blassgrün ziert die Wände, über die sich hier und da Risse in der alten Farbe ziehen. "Seit zehn Jahren ist hier nichts mehr gemacht worden", sagt Schmidt. Das Geld ist knapp, "und die Ästhetik steht eh nicht an vorderster Stelle", klagt der Schuldirektor. Dieses Jahr zum Beispiel müssen erst einmal die Schwingtüren in den Gängen wieder beschafft werden, "Feuerschutzmaßnahmen", sagt Schmidt - da bleibt für Klassenzimmer nicht viel übrig.

Es sei denn, die Eltern packen an. Jörg Hartmann zum Beispiel, der auf dem fahrbaren Gerüst steht und die Decke rollert. "Sieht aus wie aus den 30er Jahren", meint er und deutet auf die Mitte der Decke. Da ist nach gut vier Stunden Arbeit am Freitag abend eine Windrose unter der vielen Farbe zum Vorschein gekommen. Bis gegen halb zehn, erzählt Klassenleiterin Ellen Pietzner, hätten sie gebraucht, um das riesige Klassenzimmer vorzubereiten. Doch am Samstag Mittag sieht es nicht so aus, als ob der Zeitplan zu halten wäre. "Wir machen weiter, bis es fertig ist", gibt sie sich allerdings selbstbewusst.

Und es sind ja auch alle fleißig. Andreas Kämpfer macht sich gerade an den Kleiderhaken zu schaffen, die seit 1910 in dem Klassenzimmer hängen. "Eigentlich hätte man die noch abschleifen sollen", meint er, "aber die Zeit". Schließlich muss am Montag morgen ja alles wieder in Ordnung sein. Einige Schüler wollen bis dahin aber erst gar nicht warten. "Ein paar waren schon da und haben geschaut, wie?s denn wird", erzählt Klassenlehrerin Pietzner.

Und andere haben mitgeholfen. Lukas Schmid zum Beispiel arbeitet Hand in Hand mit Vater Thomas an der Tapete, mit der das Zimmer rundum bis auf Erwachsenen-Kopf-Größe ausgekleidet wird. Ulrike Kirchner hat sich das ausgedacht - und wird von Ruben Göde bekniet. "Ich will tupfen" fleht der Fünftklässler. Er geht sowieso gern in die Schule und renovieren macht ihm auch großen Spaß. "Es ist ja der eigenen Klassenraum, da kann man sich ruhig ein bisschen anstrengen", meint er.