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Eine Generationenaufgabe Riesiger Muldepolder entsteht bei Rösa - Bis 2027 werden 40 Millionen Euro investiert

Von Ulf Rostalsky 14.05.2021, 11:08
Mit schwerer Technik wird bei Rösa am Polderdeich 1 gearbeitet. Der Deichabschnitt ist 1,2 Kilometer lang.
Mit schwerer Technik wird bei Rösa am Polderdeich 1 gearbeitet. Der Deichabschnitt ist 1,2 Kilometer lang. (Foto: Kehrer)

Rösa - In der Muldeaue bei Rösa dominiert schweres Gerät. Riesige Mengen Erdreich werden dort bewegt und lassen den Deichabschnitt 1 des Muldepolders Tag für Tag wachsen. Am Ende sollen weit mehr als 100.000 Kubikmeter Boden verbaut und der Deich 1,2 Kilometer lang sein.

„Die Jungs sind gut in der Zeit. Der Deichabschnitt wird noch im Sommer fertig“, sagt Hans-Friedrich Unverhau, der das Vorhaben Polderbau beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) betreut. Mit Superlativen hat er wie LHW-Direktor Burkhard Henning umgehen gelernt. Denn was rund um Rösa entsteht, ist nicht von Pappe: Kosten, Erdmassen und Möglichkeiten - immer dreht es sich wenigstens um Hunderttausende, im Regelfall aber um Millionen.

02.07.2020, Halle: Bohrungen am Gimritzer Damm in Halle auf der Suche nach Bomben.   Foto: Burkhardt Henning, Direktor LHW.
02.07.2020, Halle: Bohrungen am Gimritzer Damm in Halle auf der Suche nach Bomben. Foto: Burkhardt Henning, Direktor LHW.
(Foto: Kehrer)

Das Land Sachsen Anhalt investiert Stand jetzt gut 40 Millionen Euro in den Hochwasserschutz. Der Polder Rösa wird später einer riesengroßen Wanne gleichen. Diese erstreckt sich über 520 Hektar und kann im Hochwasserfall bis zu 20 Millionen Kubikmeter Muldewasser aufnehmen. Zusammen mit dem auf der sächsischen Muldeseite vor den Toren von Löbnitz entstehenden Polder soll der Hochwasserscheitel der Mulde im Ernstfall bis zu 40 Zentimeter gesenkt werden können.

So die Theorie. Bis zur Fertigstellung des Bauwerks dauert es aber noch. Der LHW-Chef gibt sich zuversichtlich und sagt: „Spätestens 2027 ist der Polder fertig.“ Allerdings kommt auch er nicht umhin, vom zeitlichen Verzug zu reden. Es geht ums Geld und um angepasste Planungen. So habe man entschieden, das noch zu bauende Poldereinlaufbauwerk als steuerbare Variante auszuführen, um dadurch mit übergroßen und beweglichen Toren flexibel auf anströmendes Wasser reagieren zu können. Das ist ingenieurtechnisch eine Herausforderung. Auch finanziell ist die Aufgabe ein Kraftakt. Gut 20 Millionen Euro plant das LHW für den Einlauf. Der bereits fertige Auslauf hat insgesamt 8,9 Millionen Euro gekostet. Die nötigen Deiche eingerechnet, kommt wohl eine Endsumme von 40 Millionen Euro zusammen - eine Millionen Euro für einen Zentimeter Wasserstand im Hochwasserfall.

Aber, sagen die Fachleute, der Aufwand lohne sich. „Wir sehen doch alle, wie sehr das Thema Hochwasser nach den Fluten der Jahre 2002 und 2013 bewegt“, meint Hans-Friedrich Unverhau. Sein Chef Burkhard Hennig geht weiter. „Der Polder soll Generationen an der Mulde schützen.“ Von einer zweifellos riesigen Aufgabe reden beide und sind deshalb froh über den sichtbaren Baufortschritt am ersten Polderdeichabschnitt.

Einem Wurm gleich schiebt der sich momentan durch die Landschaft. Mitarbeiter des Unternehmens Umwelttechnik und Wasserbau aus Blankenburg modellieren den Deich. Der ist in der Spitze bis viereinhalb Meter hoch und so konzipiert, dass er auf beiden Seiten gegen anströmendes Wasser bestehen kann - hier das Muldewasser, dort das Polderwasser. „Er wird standhalten. Das ist alles deutlich über dem Niveau eines Jahrhunderthochwassers berechnet“, betont Hans-Friedrich Unverhau. Fest steht auch, dass nach Fertigstellung des ersten Deichabschnitts im Sommer weitere 3,5 Millionen Euro verbaut sein werden.

Und dann? Geht es danach sofort weiter mit den nächsten Abschnitten? Unverhau sagt Nein. Die Baumaßnahmen für den Hochwasserschutz werden zu großen Teilen mit EU-Geldern finanziert. Das Land und damit auch der Landesbetrieb für Hochwasserschutz müssen warten, bis die EU wieder Geld frei gibt. „In der nächsten Förderperiode geht es weiter“, sagt der LHW-Mitarbeiter. Das bedeutet: der Polderdeich wird erst 2022 weiter wachsen.

Schon heute existiert zwischen dem Polderauslaufbauwerk nahe der Kuhquellmühle und Rösa eine 2,5 Kilometer lange asphaltierte Straße entlang der künftigen Deichtrasse. Sie ist nicht zuletzt bei Radfahrern auf ihrer Tour durch die wunderschönen Muldewiesen beliebt.

Das Auslaufbauwerk des Polders Rösa ist fertiggestellt. In den Boden gerammte Stahlrohre sollen es vor Treibgut schützen.
Das Auslaufbauwerk des Polders Rösa ist fertiggestellt. In den Boden gerammte Stahlrohre sollen es vor Treibgut schützen.
(Foto: Kehrer)