Absage an DDR-Star Regina Thoss darf nicht beim Nikolausmarkt in Wolfen singen

Bitterfeld-Wolfen - So etwas hat Regina Thoss noch nicht erlebt. Die bereits zu DDR-Zeiten beliebte Schlagersängerin ist in Wolfen ausgeladen worden. Sie sollte ursprünglich am 6. Dezember beim dortigen Musikalischen Nikolausmarkt auftreten, ihr Gesicht ist auch auf zahlreichen Flyern zu sehen. Doch jetzt hat der Veranstalter plötzlich kurzfristig das Programm geändert. Regina Thoss ist gestrichen. Stattdessen wird bei dem Event vor dem Mehrgenerationenhaus die österreichische Partyband Wirbelwind neben Ulli Schwinge auftreten.
„Der Veranstalter hat mich rausgeworfen, ich bin fassungslos und traurig“, bedauert die Sängerin. Grund für diese Entwicklung ist der zurückliegende Auftritt der Berlinerin beim Sozialen Weihnachtsmarkt im Wolfener Sozialkaufhaus. Dort warb sie am Mittwoch noch für ihr nächstes Konzert in der Stadt.
Nikolausmarkt-Organisator fürchtet Besucherschwund wegen Regina Thoss
Doch einen Tag später verkündete Nikolausmarkt-Organisator Marko Roye, der ebenfalls Sänger und Entertainer ist, im Internet: „Änderung des Programms! Regina Thoss wird auf unserem Nikolausmarkt nicht auftreten. Aber wir haben für zünftigen Ersatz gesorgt.“ Andernfalls hätten aus Sicht von Roye die Auftritte von Regina Thoss zeitlich und geografisch zu eng beieinander gelegen: „Das Mehrgenerationenhaus und das Sozialkaufhaus liegen nur 300 Meter Luftlinie auseinander. Ich musste deshalb befürchten, dass deutlich weniger Leute am 6. Dezember kommen.“ Daher sei die Absage an Regina Thoss nur die logische Konsequenz gewesen.
„Mir tut es auch leid für Frau Thoss, alles andere konnten wir aber nicht verantworten.“ Zumal Royes Nikolausmarkt mit 4000 Euro aus Brauchtumsgeldern der Stadt finanziert werde. „Da habe ich auch eine Verantwortung.“ Roye sitzt selbst für die Partei Die Linke im Ortschaftsrat von Wolfen, in welchem regelmäßig die Brauchtumsgelder bewilligt werden. Der 40-Jährige ist stellvertretender Ortsbürgermeister von Wolfen.
Ungeschriebene Regel: Auftritte von Regina Thoss liegen zu eng beieinander
Ein Szenekenner pflichtet Roye nach dessen Programmänderung bei. Normalerweise gelte eine ungeschriebene Regel, wonach zwischen zwei Auftritten entweder mindestens vier Wochen Zeit oder mindestens 50 Kilometer Distanz liegen. „Ich kann die Entscheidung des Veranstalters nachvollziehen“, sagt der Eventmanager.
Regina Thoss kann das nicht. Denn für sie war der Termin beim Sozialen Weihnachtsmarkt eine Benefizveranstaltung, den sie ohne Gage wahrnahm. „Dort habe ich für die Kinder gesungen und für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.“
Regina Thoss: Hätte beim Nikolausmarkt ganz andere Lieder gesungen
Sie hätte laut eigenen Angaben am 6. Dezember außerdem ganz andere Lieder gesungen. „Ich wäre gerne bei dem Nikolausmarkt aufgetreten.“ Nach der Absage dachte sie sogar an rechtliche Schritte, nahm aber davon Abstand. „Das bringt doch nichts.“
Auch Marko Roye dachte im Gegenzug über Schadensersatzforderungen nach. Denn die Flyer mit dem nun falschen Hinweis auf Schlagerstar Regina Thoss hätten ja Geld gekostet. All das müsse nun kurzfristig noch geändert werden. Die Sängerin hätte laut Roye die Pflicht gehabt, den Nikolausmarkt-Veranstalter über ihren Auftritt im Sozialkaufhaus zu informieren. Roye habe nur zufällig von ihrem Konzert im Sozialkaufhaus erfahren.
(mz)